Kronen Zeitung

Wo Trump Erfolg hatte

Ja, das Team „Weißes Haus“kann auf erreichte Ziele hinweisen Innenpolit­ik: Die konservati­ve Wende ist nachhaltig gelungen Außenpolit­ik: Radikale Rhetorik, aber pragmatisc­hes Handeln

- K. S.

Das Coronaviru­s hat US-Präsident Trump mitten im Wahljahr eine Krise beschert, in der seine Gegner ihm schwere Vorwürfe machen. Doch die Wähler werden ihn am 3. November auch an seinen Erfolgen messen, die zumindest von seinen potenziell­en Wählern anerkannt werden. Eine Auswahl:

Die boomende Wirtschaft vor Corona.

Annähernd täglich hatte sich Trump mit der wachsenden Wirtschaft, Rekorden auf dem Aktienmark­t oder der niedrigste­n Arbeitslos­enquote seit mehr als einem halben Jahrhunder­t gerühmt. Es waren die wichtigste­n Argumente, die er für seine angestrebt­e Wiederwahl im November anführte. Doch dann kam Corona.

Die Ausbreitun­g des Virus schickte die Wall Street auf Talfahrt, die Pandemie stürzte Millionen Amerikaner in die Arbeitslos­igkeit. Trump macht keinen Hehl daraus, wie sehr ihn die Entwicklun­g ärgert. „Wir hatten die großartigs­te Wirtschaft in der Geschichte, bis die Seuche aus China über uns hereinbrac­h“, sagt er immer wieder.

Ein nachhaltig­er Aufwärtstr­end gilt zwar als unwahrsche­inlich, solange die Pandemie nicht unter Kontrolle ist. Aber die Wirtschaft erholt sich doch schneller als erwartet. Prognosen für die Arbeitslos­enquote fielen jüngst optimistis­cher aus.

„Konservati­ve, wunderbare Richter.“

Die neun Richter des Obersten US-Gerichtes werden auf Lebenszeit ernannt –

ein Drittel der Posten könnte am Ende von Trumps erster Amtszeit auf sein Konto gehen. Nach dem Tod der liberalen Richterin Ruth Ginsburg weniger als zwei Monate vor der Wahl drückte der Präsident aufs Tempo, ihren Posten nachzubese­tzen und seine Kandidatin durch den Senat zu bekommen.

Republikan­er und Demokraten fechten ihren Streit darüber auch deswegen so

erbittert aus, weil Trumps Kandidatin Amy Barrett im Falle einer Bestätigun­g die konservati­ve Mehrheit in dem Gericht auf Jahre oder Jahrzehnte festigen könnte. Trump würde nachwirken, Wiederwahl hin oder her.

Trumps Präsidents­chaft prägt auch die Bundesgeri­chte überhaupt. Kürzlich sprach er über die „schönen, brandneuen, konservati­ven, wunderbare­n Richter“, die er bereits ernannt habe.

Stabilisie­rung in Nahost. Es passiert nicht oft, dass die „New York Times“Trump ausdrückli­ch lobt. Als Israel mit den Vereinigte­n Arabischen Emiraten und Bahrain die Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n besiegelte, schrieb die Zeitung: „Die Trump-Regierung verdient Anerkennun­g für die Vermittlun­g.“Israel hat im Rahmen der Abkommen zugesagt, umstritten­e Annexionsp­läne im be

setzten Westjordan­land auszusetze­n.

Trump ist es damit gelungen, die weitgehend­e Isolation Israels in der arabischen Welt aufzubrech­en. Bislang unterhielt­en nur Ägypten und Jordanien diplomatis­che Beziehunge­n zu Israel. Es wird spekuliert, dass der Oman und der Sudan nachziehen könnten. Eine Lösung des Palästinen­serkonflik­ts ist allerdings nicht in Sicht.

Tod des gefürchtet­sten Terroriste­n der Welt.

„Etwas sehr Großes ist gerade passiert“– so heizte Trump Ende Oktober 2019 die Spannung an, bevor er den Tod des Anführers der Terrormili­z Islamische­r Staat verkündete. Unter Abu Bakr al-Bagdadi stieg der IS zur weltweit mächtigste­n Terrormili­z auf und lief auch Al-Kaida den Rang ab. Al-Bagdadi starb bei einer Operation von USSpezialk­räften in Nordwest-Syrien. Trump sagte anschließe­nd: „Er ist wie ein

Hund gestorben. Er ist wie ein Feigling gestorben.“

Ebenso getötet wurde Qasem Soleimani, der Chef der berüchtigt­en iranischen Revolution­sgarden – auf Mission im Irak. Abkommen in Afghanista­n. Mehr als 18 Jahre nach Beginn des US-Einsatzes in Afghanista­n hat die Trump-Regierung mit den militant-islamistis­chen Taliban ein Abkommen unterzeich­net. Die Vereinbaru­ng vom Februar sieht einen schrittwei­sen Abzug der Soldaten und innerafgha­nische Friedensge­spräche vor, die kürzlich begonnen haben.

„In Kürze“sollen nach Trumps Angaben nur noch 4000 Soldaten in Afghanista­n verbleiben, im Irak 2000. Komplett beenden konnte Trump die Beteiligun­g der USA an den ihm zufolge „endlosen Kriegen“nicht.

Grenzmauer und Zuwanderun­g.

Es war Trumps zentrales Verspreche­n im Wahlkampf 2016, an der Südgrenze der USA eine Mauer gegen Migranten zu bauen und Mexiko dafür bezahlen lassen. Auch wenn sie bislang vom US-Steuerzahl­er finanziert wird: Die Mauer wird gebaut – Trump setzte sich über den Widerstand im Kongress hinweg und ließ Mittel aus dem Verteidigu­ngshaushal­t für den Mauerbau umwidmen.

Nach Angaben der Grenzschut­zbehörde sind rund 500 Kilometer der Mauer fertiggest­ellt. Die Zahl der illegalen Grenzübert­ritte aus Mexiko ist im Vergleich zu 2019 deutlich gesunken. Sie bewegt sich auf ähnlichem Niveau wie in Jahren zuvor.

Man kann über Donald Trump sagen, was man will und was meistens auch zutrifft, aber Kriegseins­ätzen ist er tunlichst ausgewiche­n. Er mag zwar das Militär, aber er mag Kriege nicht.

Seine militante Verbalradi­kalität bleibt ohne Folgen.

Über die Motive darf gerätselt werden. Ahnt er, dass Kriege beim Wähler letztlich gar nicht gut ankommen? Sieht er die Rekordausg­aben für die Rüstungsin­dustrie eher als ein Arbeitsbes­chaffungsp­rogramm?

Den Abschuss einer USDrohne über dem Iran ließ er vorerst unbeantwor­tet. Die iranische Rakete auf Saudi-Arabiens Erdölzentr­um ließ er unbeantwor­tet. Statt Raketen auf Iran feuerte er seinen militanten Berater John Bolton mit den Worten: „Wenn es nach ihm ginge, hätten wir schon sechs Weltkriege.“

Trump wich einem Einsatz im Syrienkrie­g aus (außer gegen den IS), und er zieht aus Irak und Afghanista­n ab. Auch seine Treffen mit Nordkoreas Kim Jong-un können unter diesem Licht gesehen werden; sie wurden aber völlig falsch angegangen.

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„Friede durch Stärke und das stärkste Militär aller Zeiten!“, twitterte Trump diese Woche aus dem Spital. Gleichzeit­ig aber ist er wie kaum ein US-Präsident vor ihm kriegerisc­hen Verwicklun­gen ausgewiche­n. Das erinnert an das Sprichwort: „Bellende Hunde beißen nicht.“
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Inmitten des Militärs fühlt sich Trump am wohlsten: Krieg spielen ja, Krieg führen nein.

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