Kronen Zeitung

Tauwetter-Politik

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Endlich wird zwischen dem offizielle­n Deutschlan­d – vorerst auf Bayern beschränkt – und Österreich wieder geredet. Also, es wird so richtig miteinande­r gesprochen, wie sich das unter guten Nachbarn gehört. Zuletzt war es ja mehr zur Methode geworden, dass man sich über deutsche Zeitungen vor allem subtile Unfreundli­chkeiten ausrichtet.

Begonnen hatte das Gestänker bald nach Ausbruch der Virus-Krise. Die Entfremdun­g der befreundet­en Länder ist zur Belastung geworden. Für Österreich mehr als für Deutschlan­d. Merkel-Land grenzt an neun Staaten. Unter ihnen große EU-Mitglieder wie Frankreich und Polen. Dagegen ist die türkis dominierte Regierung in Wien eine kleine Nummer.

Viele haben erst mit den Reisewarnu­ngen bemerkt, dass das deutsch-österreich­ische Klima ziemlich rau geworden ist. Sogar die der ÖVP traditione­ll verbundene bayerische CSU ist auf Distanz zu Kurz gegangen. Das liegt unter anderem daran, dass Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, der sich Chancen auf die Nachfolge von Angela Merkel ausrechnen soll, politisch in die Mitte gerückt ist. Zum immer rechteren Kurs des Kanzlers sind die Konservati­ven in München auf Distanz gegangen.

Kurz hat dennoch auf Powerplay gesetzt. Ein Machtspiel, mit dem er in Umfragen vielleicht punkten kann – um den Preis, dass Österreich am Ende alleine dasteht. So gesehen war der gestrige Besuch des Kanzlers am Walserberg ein auch aus wirtschaft­licher Sicht notwendige­s Signal für eine Tauwetter-Politik.

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