Kronen Zeitung

„Wir brauchen eine Offensive für die Wirtschaft“

Corona lässt die Konjunktur heuer um fast sieben Prozent einbrechen – die Hoffnung für 2021 liegt auf Erholung beim privaten Konsum

- Manfred Schumi

Es kommt mehr denn je auf die Konsumente­n an. Denn der private Verbrauch war schon vor Corona der größte stabile Faktor beim Wirtschaft­swachstum. Für heuer geht das Wifo von einem Einbruch von 6,8 Prozent aus. Bei dauerhafte­n Konsumgüte­rn wie Autos oder Wohnungsei­nrichtung beträgt das Minus gar 16 Prozent! Doch damit sich die Wirtschaft erholen kann, ist es dringend notwendig, dass der Konsum wieder anzieht.

„Auch diejenigen, die es sich leisten könnten, haben weniger ausgegeben, und die Sparquote ist auf einem Rekordhoch“, erklärt Wifo-Chef Christoph

Badelt. Das müsse sich ändern: „Wir brauchen eine Offensive für die Wirtschaft.“Es wäre gefährlich, eine passive Haltung einzunehme­n und zu warten, bis ein Impfstoff kommt oder die Pandemie vorbei ist. Das gelte sowohl für die privaten Haushalte als auch für die Wirtschaft, wo Investitio­nen gestoppt wurden. Die diversen Zuschüsse und Prämien der Regierung – rund 25 Milliarden Euro werden heuer wirksam – sind hilfreich, um die Konjunktur wieder anzukurbel­n. Doch es spielen auch die Ängste rund um die Infektions­zahlen eine Rolle. „Wir haben leider eine enorme Abhängigke­it von der Gesundheit, und das ist nicht nur in Österreich so“, gibt Badelt zu. Die aktuelle WifoProgno­se sieht nach dem starken Einbruch der Wirtschaft im ersten

Halbjahr einen „Rebound“im dritten Quartal, weil sich der „Rückstau“aus dem Frühjahr auflöste. Doch für das letzte Jahresvier­tel und den Beginn 2021 sind die Aussichten aufgrund der Corona-Zuwächse nicht besonders gut.

Das Bruttoinla­ndsprodukt wird daher heuer unterm Strich laut Wifo und IHS um fast sieben Prozent schrumpfen. Für 2021 erwartet man ein Plus von 4,4%, wovon die Hälfte aber rein rechnerisc­h entsteht, weil es heuer so tief runterging. Das Niveau von 2019 werden wir frühestens 2022 erreichen.

Ein neuerliche­r Lockdown wäre „wirtschaft­lich fatal“, so Badelt. Dann würde das Minus heuer auf fast 10% klettern, und 2021 wäre auch kein Wachstum mehr in Sicht. Im „realistisc­hen Szenario“der Wifo-Prognose geht man aber davon aus, dass sich die Wirtschaft ab dem zweiten Quartal 2021 „normalisie­rt“, obwohl einige Bereiche wie der Tourismus wohl noch länger brauchen werden.

Eine Entspannun­g auf dem Arbeitsmar­kt ist hingegen nicht in Sicht, auch weil die ersten Probleme schon vor Corona entstanden. Die Arbeitslos­enquote von heuer 9,8% (der unselbstän­dig Erwerbstät­igen) soll 2021 zwar auf 8,8% zurückgehe­n, doch die Werte aus 2019 werden wohl länger nicht erreicht werden.

Badelt sieht trotz allem weiter einen engen Zusammenha­ng zwischen Gesundheit und Wirtschaft: „Viel hängt davon ab, dass wir alle uns so verhalten, dass die Prognose eintreffen kann.“

Viel hängt davon ab, dass wir uns alle so verhalten, dass die Prognose eintreffen kann.

Badelt über die Corona-Neuinfekti­onen

Wir dürfen nicht zu passiv sein, müssen wieder mehr konsumiere­n. Auch die Sparquote ist zu hoch.

Badelt über die Rolle des privaten Konsums

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Wifo-Chef Christoph Badelt: Nur 3. Quartal war gut.
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