Making of Hitler
Burgtheater: Taboris „Mein Kampf“
1987 war das: Da inszenierte der epochale Theatermann George Tabori an Peymanns Akademietheater die Uraufführung seiner Farce „Mein Kampf“, die sich sogleich in die Literaturgeschichte eintrug. Vier Direktionen später erweist das Werk am großen Haus seine Unsterblichkeitsqualitäten. Dem israelischen Regisseur Itay Tiran gelingt eine gute Arbeit.
Über den theaterhistorischen Uraufführungen Bernhards, Handkes, Jelineks und Turrinis in der Peymann-Ära vergisst man leicht den großen Fünften: Tabori hat nach lebenslanger Diaspora in Wien seine Heimat gefunden und ein großartiges Spätwerk vorgelegt. Die Ermordung seines Vaters in Auschwitz war das Lebenstrauma, dem er auf dem Theater beizukommen versuchte. Sein Instrument war ein heller. schmerzvoller Sarkasmus, den sich kein anderer hätte leisten können.
„Mein Kampf“ist das bedeutendste dieser Stücke: Der junge Hitler, ein provinzlerischer Lebensversager, entwickelt im Wiener Männerheim unter Anleitung des jüdischen Mitbewohners
Schlomo die grauenvolle Erfolgsmarke mit Scheitel, Bärtchen und Memoirentitel.
50 Jahre nach Charlie Chaplin war Hitler als Komödienfigur wiederendeckt, und das Stück ist seither nicht mehr aus den Spielplänen verschwunden. Der israelische Regisseur und Schauspieler Itay Tiran ist der richtige Mann für Taboris am Talmud geschärfte Konversationskunst, die in einem blutigen, aktionistischen Finale mündet. Markus Hering als Schlomo und Marcel Heupermann als mörderischer Säugling Hitler leisten Beeindruckendes, Sylvie Rohrer hat einen großen, charismatischen Auftritt als Frau Tod. Trotz länglicher Passagen eine sehenswerte Aufführung.