Kronen Zeitung

„Keine Freude mit dem Gürtelpool“

Altbürgerm­eister Michael Häupl (SPÖ) über den Wahlerfolg Michael Ludwigs, und wie sich die Grünen verändert haben. Eine Koalition mit der ÖVP wäre für ihn nicht ausgeschlo­ssen.

- MICHAEL POMMER

Altbürgerm­eister Häupl über den Wahlerfolg Ludwigs, die Grünen, und warum eine Koalition mit der VP nicht ausgeschlo­ssen ist.

Herr Dr. Häupl, sind Sie enttäuscht, dass Bürgermeis­ter Michael Ludwig nicht die Absolute geholt hat?

Geh, das war ja auch so ein Gerücht, das in die Welt gesetzt wurde vor der Wahl, um die Latte hoch zu legen. Nein, ich bin glücklich.

Zugewinne in Prozenten, aber unterm Strich hat die SPÖ 73.000 Stimmen an die Nichtwähle­r verloren. Darüber kann man sich doch nicht nur freuen, oder?

Grundsätzl­ich ist ein Verlust der Stimmen etwas, über das man nachdenken sollte. Aber generell gesehen kann man das bei allen anderen Parteien auch sehen, denn die Wahlbeteil­igung ist zurückgega­ngen.

Michael Ludwig hat im Wahlkampf Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner vor der Öffentlich­keit versteckt. Das war eine gute Idee, oder?

Aber, kein Mensch hat irgendjema­nden versteckt. Wir haben eine große Tradition in Wien, dass die Landespart­eien ihren Wahlkampf auch eigenständ­ig führen. Alles andere ist nachträgli­che Propaganda.

Sie sind im Wahlkampf auch nicht groß aufgefalle­n. Wurden Sie versteckt?

(lacht). Das glaube ich nicht. Ich habe mich ausgelaste­t gefühlt in diesem Wahlkampf. Ich habe das getan, was man als Altvorsitz­ender und Altbürgerm­eister machen soll. Hilfestell­ung leisten, aber nicht im Vordergrun­d stehen.

Schauen wir politisch in die Zukunft. Soll es eine Koalition mit den Pinken geben?

Sie werden mir keine Empfehlung für den Bürgermeis­ter entlocken. Er wird mit den Parteien Sondierung­sgespräche führen und dann ein Bild haben. Es spricht bei allen Parteien etwas dafür und dagegen.

Was spricht denn bei den Neos dagegen?

Sie sind vordergrün­dig eine modern wirkende, junge Truppe, und es gibt sicher einige Übereinsti­mmungen in Fragen der Bildung, Migration, Integratio­n. Aber die Neos sind auch eine neoliberal­e Partei. Wenn ich mir ihre Vorstellun­gen von der Spitalsöko­nomie ansehe, so denke ich, dass die Erfahrunge­n mit Corona dies falsifizie­rt haben.

Sie würden als Bürgermeis­ter also gegen so eine Koalition entscheide­n?

Das kann man so nicht sehen. Man lebt im Vergleich, wenn ich mir so ansehe, womit wir mit den Grünen übereinsti­mmen und womit nicht. Wenn da im Wahlkampf Dinge wie der Gürtelpool gekommen sind, dann frage ich mich schon, ob man in der echten Welt lebt. Nämlich mit Blick auf alle Herausford­erungen, vor denen die Entwicklun­g der Zukunft der Stadt abhängt.

Waren Sie heuer im Sommer im besagten Gürtelpool schwimmen?

Nein, natürlich nicht.

Warum nicht? Haben Sie eine Chlor-Allergie?

Es hätte mir dort nicht gefallen. Ich hätte damals als Bürgermeis­ter sicher keine Freude damit gehabt.

Würde es mit Ihnen eine autofreie Innenstadt geben?

Eine Diskussion darüber kann man führen, und man soll sie auch führen. Aber eine autofreie Innenstadt mit 27 Ausnahmen scheint mir dann doch überzogen. Alle sollten sich hinsetzen und ernsthaft über eine verkehrsve­rdünnte Innenstadt reden.

Die Grünen fordern auch eine flächendec­kende Taubenbetr­euung und eine Taubenambu­lanz. Warum ist Ihnen das nicht eingefalle­n?

Weil mir solche Unsinnigke­iten nicht einfallen. Abgesehen davon, wenn man eine Taubenambu­lanz

Zumindest die EU-Bürger sollten wählen dürfen. Ich halte das persönlich für ein wichtiges Thema.

Über das Wahlrecht

braucht, hat man eine, das ist die Feuerwehr. Die hat zwar auch etwas anderes zu tun, als Tauben zu retten, aber sie retten sie trotzdem.

Wie haben sich die Grünen seit Maria Vassilakou denn verändert?

Mit Frau Vassilakou konnte man über viele inhaltlich­e Dinge noch trefflich diskutiere­n, und sie hat einen sehr großen Sinn darin gehabt, in wichtigen Fragen, wozu ja auch der Verkehr gehört, etwas einzubring­en und umzusetzen. Das habe ich danach nicht mehr wirklich gesehen.

Eine Zusammenar­beit mit der ÖVP ist ausgeschlo­ssen?

Aus meiner Sicht heraus gesehen wäre es das nicht, aber ich habe den Herrn Bundeskanz­ler vor Kurzem in einem Interview gesehen, und er hat einer Koalition mit der SPÖ de facto eine Absage erteilt. Ich kenne den Herrn Blümel einigermaß­en. Wenn sein Bundespart­eivorsitze­nder mit Erlösersta­tus solche Aussagen trifft, dann wird das für ihn auch entspreche­nd gelten.

Gernot Blümel fordert, dass die Vergabe von Gemeindewo­hnungen an die deutsche Sprache gekoppelt wird? Was spricht dagegen?

Ich bin ja grundsätzl­ich dafür, dass man Deutsch lernt, deswegen haben wir das auch immer gefördert. Aber das ist ja kein soziales Kriterium. Wer anspruchsb­erechtigt ist, soll auch eine Wohnung bekommen.

Obwohl Sie das gefördert haben, gibt es in der Schule immer noch viele, die dem Unterricht nicht folgen können. Was ist schiefgela­ufen?

Das ist ein Gerücht. Nicht jeder, der nicht in Österreich geboren ist, kann nicht Deutsch. Da ist auch ein großer Altersspru­ng drinnen. Die Jungen können ganz rasch Deutsch.

Zwei Drittel der Kinder mit Migrations­hintergrun­d erreichen laut Statistik die Bildungsst­andards nicht.

Das kann ich so nicht beurteilen, weil die Erfahrunge­n, die mir von Lehrern berichtet werden, anders sind. Ich glaube das nicht.

Heinz-Christian Strache ist politisch erledigt. Empfinden Sie Genugtuung?

Nein. Nicht, dass ich auch nur irgendeine Sympathie hätte für seine Politik, aber auch für ihn selbst nicht, muss ich in der Zwischenze­it sagen. Ich empfinde keine Schadenfre­ude, aber sicher auch kein Mitleid.

Ist man am Ende doch erfolgreic­her, wenn man statt Wodka-Red-Bull weiße Spritzer trinkt?

(lacht). Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun. Aber ich kann Wodka-RedBull nicht beurteilen, das habe ich mein ganzes Leben lang nicht getrunken. Bei weißen Spritzern sieht das anders aus.

Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker hat seine Arbeit in der Corona-Krise sehr gut gemacht.

Über Kritik an Hacker

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Bleiben sie zusammen? Birgit Hebein und Michael Ludwig.
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Wie die Zeit vergeht: Maria Vassilakou und Michael Häupl
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Altbürgerm­eister und SpritzerFa­n Michael Häupl: „Habe nie Wodka-RedBull getrunken.“
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