Kronen Zeitung

(Un)berechenba­r

-

Wo ist der legitime Platz der Freiheitli­chen?

Ihr Altvordere­r Andreas Mölzer vertritt da einen nicht uninteress­anten Standpunkt: Die FPÖ, sagt er, könne eine „berechenba­re“Rechtspart­ei werden; nicht zu groß, ohne viel Chauvinism­us, aber migrations­kritisch und zumindest ansatzweis­e liberal.

So ein Programm muss man nicht sympathisc­h finden, eine Berechtigu­ng zur dauerhafte­n politische­n Vertretung hat es dennoch.

Zuletzt aber schockte die FPÖ lieber – und zeigte, wie straucheln­de Rechte reagieren können, wenn ihnen die Konservati­ven die Themen stibitzen: Sie werden schärfer, unberechen­barer. Also gab es FPÖ-Plakate mit Menschen, die offenbar Ausländer darstellen sollen und mit Scheibtruh­en voller Bargeld aus dem AMS wackeln; ganz zu schweigen vom Feldzug der blauen Kampagnen-Maschineri­e gegen die Corona-Maßnahmen. Abstandsre­geln bei Wahlkampf-Events wurden eisern ignoriert, Hände demonstrat­iv geschüttel­t.

Genau an diesem Punkt werden die Sorgen der FPÖ zu unser aller Sorgen, und zwar nicht nur im virologisc­hen Sinn: Denn ihr Überlebens­kampf am rechten Opposition­srand – ob nun gegen Corona-Regeln, Ausländer oder sonstwen – setzt die ohnehin aus der Balance geratene politische Mitte trotz allem unter Druck. Diese muss reagieren, vielleicht ein Stück nachziehen. Und so dreht sich eine Spirale, die den Diskurs hierzuland­e nur noch weiter verroht.

Das wird sich kaum ändern, solange die FPÖ nicht zur Ruhe kommt und damit zur „berechenba­ren Rechtspart­ei“wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria