Gedemütigt, entwurzelt!
An der Wien: Heute „Porgy and Bess“
George Gershwin schuf mit „Porgy and Bess“den Prototyp der US-amerikanischen Oper. 55 Jahre gab es keine szenische „Porgy“-Produktion in Wien. In der Regie des Südafrikaners Matthew Wild kommt das Stück jetzt an der Wien auf die Bühne. Doppelt besetzt, mit zehn Vorstellungen. Premiere: heute, Mittwoch.
„Unsere Produktion spielt im Heute, in einer multinationalen, multireligiösen Gemeinschaft von Flüchtlingen“, erzählt Matthew Wild. Im Milieu von Schwarzen, Außenseitern, Bettlern und Kriminellen, im Original kurz nach Ende der Sklaverei, entspinnt sich eine Liebe zwischen dem verkrüppelten Porgy und der vom Schicksal gebeutelten Bess. Armut, Gewalt, Rassendiskriminierung, Drogen, die Themen der 1935 mit sensationellem Erfolg uraufgeführten Oper bleiben aktuell: „Europa, am Rand einer Großstadt. Wir sehen entwurzelte Menschen, ohne Arbeitserlaubnis, die Geld verdienen müssen. Menschen, die vielleicht Doktoren, Anwälte, Unternehmer waren, sind als Flüchtlinge von der Wirtschaft ausgeschlossen.“
Raffiniert amalgamierte Gershwin Jazz, Gospel, sogar Rap, auch seine jüdische Identität zum Meisterwerk. Wild, künstlerischer Leiter der Cape Town Opera, setzt auch auf eine südafrikanische Tradition: „Ich zeige die Stärke dieser Gemeinschaft, die helfend zusammenhält. Das wird stark betont, wenn man ,Porgy and Bess“in Südafrika spielt. Für mich ist es eine Hauptaufgabe der Oper, Empathie zu erzeugen!“