Kronen Zeitung

Wiener Juwelier bei Überfall erschossen

- Stefan Steinkogle­r

30 Jahre lang spionierte Oberst Martin M. (72) für die Russen. Urteil: drei Jahre Haft. Davor speiste er mit Agenten in Wiener Heurigen, ließ sich von der slowakisch­en Geliebten zu Geheimtref­fen chauffiere­n. Ein Unfall bewegte ihn (fast) zum Aufhören.

Nach eineinhalb Jahren UHaft marschiert­e der Salzburger im Juni als freier Mann aus dem Gericht. Seither führt er ein glückliche­s Leben.

Seine Machenscha­ften lesen sich aber wie ein Thriller: Das erste Wiener Treffen mit Kontakt „Yuri“fand ausgerechn­et beim Heurigen statt. In lauschiger Atmosphäre wurden Interna ausgetausc­ht. „Tote Briefkäste­n“

in Wien und NÖ dienten als Versteck. Ging etwas schief, schrieb M. Briefe mit verschwind­ender Tinte. 180.000 € „Lohn“, die M. kassierte, liegen wohl in Schließfäc­hern.

Eine Geliebte (78) begleitete M. oft zu Treffen im Ausland. Sie streitet jegliche Beteiligun­g ab. Vor Jahren wollte der Oberst aussteigen, die Russen ließen das aber nicht zu. Ein Unfall stimmte M. nachdenkli­ch. Er wurde auf dem Moped gerammt und vermutete einen Anschlag.

Der Schaden für unser Bundesheer hält sich laut Insidern in Grenzen. Trotzdem werfen die Treffen des Offiziers ein schiefes Licht auf den tief gefallenen Spion. 2004 und 2005 soll er in Pula (Kroatien) neben „Yuri“auch einen Verdächtig­en getroffen haben, der den ehemaligen Agenten Sergei Skripal in England mit dem Nervengift Nowitschok töten wollte.

Ermittlung­en laufen um Spionage aus der Türkei

Indes ermittelt das BVT laut „New York Times“wegen Tätigkeit für militärisc­he Nachrichte­ndienste gegen Feyyaz O. Der 52Jährige meldete der Polizei, er solle Grünen-Politikeri­n Aslan im Auftrag der Türkei töten. Laut BVT ist nichts an den Mordplänen dran. Innenminis­ter Nehammer hat der türkischen Einflussna­hme bei uns den Kampf angesagt.

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M. vor der Urteilsver­kündung. 30 Jahre teilte er (teils mit Aktenkoffe­rn samt ausziehbar­er Antenne) Daten mit Russland. Vermutlich traf er einen Verdächtig­en des Skripal-Anschlages (re.).
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