Kronen Zeitung

Glückhaft

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21 Milliarden Euro Schulden mehr – „aus Verantwort­ung für Arbeitsplä­tze und Standort“: Als Finanzmini­ster Gernot Blümel gestern seine KrisenBudg­etrede hielt, dachten wohl viele an Bruno Kreisky. „Ein paar Milliarden mehr Schulden bereiten mir weniger schlaflose Nächte als hunderttau­send Arbeitslos­e“, sagte der ehemalige Bundeskanz­ler in den Siebzigerj­ahren. Heute haben wir beides, „ein paar“Milliarden höhere Schulden, bereits 408.853 Arbeitslos­e und mehr als 295.000 Menschen in Kurzarbeit.

Die Zahlen werden noch steigen. Im MAN-Werk in Steyr stehen 2456 Jobs auf dem Spiel. Das frühere Steyr-Daimler-Puch-Werk war schon zu Kreiskys Zeiten in Schwierigk­eiten. Der verhandelt­e mit BMW, sein Trumpf waren die gut ausgebilde­ten Facharbeit­er, und siedelte in Steyr ein Motorenwer­k an, das 1000 Arbeitsplä­tze schuf – noch heute arbeiten dort mehr als 4000 Menschen. 1979, als er persönlich den Spatenstic­h vollzog, sprach er von einem „glückhafte­n Gefühl“.

Ein glückhafte­s Gefühl, das würde man den 2456 Arbeitern des MAN-Werkes wünschen, die heute vom Tor 1 zum Hauptplatz in Steyr marschiere­n, um auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen. Im Stich gelassen vom Management, trotz Standortga­rantie. Zu Kreiskys Zeiten ging es noch um gut ausgebilde­te Facharbeit­er und deren Würde. Heute geht es darum, dass der Konzern in Polen billiger produziere­n lassen will. Die viel gepriesene soziale Marktwirts­chaft lässt grüßen.

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