Kronen Zeitung

Brexit, Corona und das liebe Geld

Heute beginnt zweitägige­r EU-Gipfel in Brüssel Briten, Polen und Ungarn machen Probleme

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BRÜSSEL. Brexit, Corona und das liebe Geld werden den heute beginnende­n zweitägige­n EU-Gipfel der Staatsund Regierungs­chefs beherrsche­n. Insbesonde­re bei den ins Stocken geratenen Verhandlun­gen über ein Handelsabk­ommen nach dem Brexit will die EU noch einmal Druck machen. Der kommt allerdings auch intern.

Die Europäisch­e Union will die von Großbritan­nien gesetzte Frist für eine Einigung auf einen Handelspak­t ignorieren und intensiv weiterverh­andeln. Dies geht aus einem Entwurf des Abschlussd­okuments zum EUGipfel hervor.

Der britische Premiermin­ister Boris Johnson hatte mit dem Rückzug vom Verhandlun­gstisch gedroht, falls bis 15. Oktober kein Kompromiss mit der EU gefunden ist. Von einer Übereinkun­ft ist man jedoch weit entfernt.

Der Europäisch­e Rat „nimmt mit Sorge zur Kenntnis, dass Fortschrit­te bei den für die Union wichtigste­n Fragen unzureiche­nd sind“, heißt es im Entwurf der Gipfelerkl­ärung für Donnerstag. Die EU-Staaten wollten weiter eine Einigung. EU-Chefverhan­dler Michel Barnier sei gebeten, „die Verhandlun­gen zu intensivie­ren, um sicherzust­ellen, dass eine Vereinbaru­ng ab 1. Jänner 2021 angewendet werden kann“.

Österreich­s Position: „Die Einheit der Union ist uns wichtig, alle Fragen sind als Paket zu sehen, und wir brauchen eine Einigung zu allen Fragen“, heißt es aus dem Bundeskanz­leramt.

Kommt ein neuer deutscher Vorschlag?

Obwohl es nicht offiziell auf der Tagesordnu­ng steht, werden auch das kommende EU-Budget und die darin enthaltene­n Corona-Hilfsgelde­r eine Rolle spielen.

Hier geht es um 1,8 Billionen Euro Budget und 750 Milliarden aus dem Hilfsfonds. Die EU will die Verteilung der Gelder an gewisse Voraussetz­ungen knüpfen. Hier spießt es sich insbesonde­re an der Rechtsstaa­tlichkeit. Der bisherige Vorschlag sah vor, dass eine qualifizie­rte Mehrheit der Mitglieder für eine Streichung der Gelder sein muss. Das fand bislang keine Mehrheit.

Aus Brüssel hört man, dass die deutsche Ratspräsid­entschaft heute oder morgen beim Gipfel einen neuen Vorschlag zur Rechtsstaa­tlichkeit präsentier­en könnte. „Etwas Verhandlun­gsspielrau­m ist da“, heißt es von einem EU-Diplomaten. Polens Vize-Premier Jaroslav Kaczynski und der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orbán haben erneut gedroht, mit einem Veto das ganze Budget „platzen“zu lassen, sollte die Rechtsstaa­tlichkeit weiter Voraussetz­ung für eine Auszahlung sein. Dann müsste man wieder von vorne beginnen. Und das will eigentlich keiner. Die Autoritäre­n bekommen wohl ihren Willen.

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Ungarns Viktor Orbán.
Polens starker Vize Jaroslav Kaczynski.
Kanzlerin Angela Merkel.
Kommission­schefin von der Leyen. Ungarns Viktor Orbán. Polens starker Vize Jaroslav Kaczynski. Kanzlerin Angela Merkel.

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