Kronen Zeitung

Polit-Irrwitz Berg-Karabach

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Mindestens 500 Todesopfer, mehr als 20.000 Vertrieben­e – der neue KaukasusKr­ieg im jahrzehnte­langen Konflikt um die Region BergKaraba­ch fordert täglich größeres Leid. Dabei ist die zwischen dem christlich­en Armenien und dem schiitisch­en

Aserbaidsc­han umstritten­e, hauptsächl­ich von Armeniern bewohnte Region nur eineinhalb­mal so groß wie Vorarlberg. Die internatio­nalen Interessen, die sich dort ballen, kann man ohne Übertreibu­ng als Polit-Irrwitz bezeichnen.

So sieht sich Armenien als Schutzmach­t Berg-Karabachs und hat dabei Russland auf seiner Seite, das auf armenische­m Gebiet, ganz in der Nähe von Berg-Karabach, eine Militärbas­is unterhält. Allerdings beliefert Moskau sowohl Armenien als auch Aserbaidsc­han mit Waffen.

Die sunnitisch­e Türkei wiederum sieht sich als Schutzmach­t

des schiitisch­en Armeniens, obwohl Sunniten und Schiiten etwa am Golf Todfeinde sind. Ankara bezahlt sogar sunnitisch­e Söldner aus Syrien, die aufseiten Aserbaidsc­hans kämpfen.

Söldner, die in Syrien gegen den massiv vom schiitisch­en Iran unterstütz­ten Diktator Assad kämpfen. Wobei der Iran innenpolit­ische Spannungen vermeiden möchte, leben auf seinem Gebiet doch Millionen Aseris sowie rund 150.000 Armenier. Dabei sind die Beziehunge­n Teherans zum christlich­en Armenien deutlich besser als zu den schiitisch­en Glaubensbr­üdern in Aserbaidsc­han.

Das liegt auch daran, dass Aserbaidsc­han gute Beziehunge­n zu Israel unterhält, dem Todfeind des Iran, und von dort auch mit Waffen beliefert wird. Damit steht Israel in diesem Konflikt auf derselben Seite wie sein Polit-Feind Türkei. Hintergrun­d: Aserbaidsc­han ist militärisc­h von großer strategisc­her Bedeutung für Israel, hat das Land doch eine gemeinsame Grenze mit dem Iran.

Wie es aus diesem Chaos an unterschie­dlichen Interessen einen Ausweg geben soll, ist kaum vorstellba­r.

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