Herbstferienzeit zum Daheimbleiben
Nass, kalt, neblig: Im Großteil Österreichs ist der Herbst da – und die Verlockung, dem Grau zu entfliehen, ist groß. Doch wo kann man jetzt noch hinreisen? Ein Länder-Überblick.
Risikogebiete, Reisewarnungen – Rätselraten: Die Herbstferien stehen Ende Oktober vor der Tür, doch Urlaubsplanung gestaltet sich in Zeiten einer Pandemie schwierig. „Die Österreicher sind reisewillig, wollen dem Herbstblues entfliehen“, sagt Sabine Riedl, Fachgruppenobfrau der Reisebüros Niederösterreich, „doch die Verunsicherung ist groß“. Denn Maßnahmen verändern sich täglich, für viele beliebte Ziele gelten Reisewarnungen, und ein negativer Covid-Test wird fast wertvoller als der Reisepass.
Während Deutschland etwa laut einer Studie im Sommer ein beliebtes Reiseziel der Österreicher war, ist ein Ausflug zu unseren Nachbarn aktuell ein schwieriges Unterfangen.
Deutschland verschärft Corona-Maßnahmen
Ab 8. November gilt eine Quarantänepflicht für alle Einreisenden aus Risikogebieten – etwa Tirol, Vorarlberg und Wien. Heißt: zehn Tage Isolation und eine Meldung beim Gesundheitsamt. Wer die Quarantäne vorzeitig verlassen will, kann frühestens am fünften
Tag nach der Einreise einen Test machen. Wenn das Ergebnis negativ ist, endet die Selbstisolation. Auch innerdeutsche Reisewarnungen gelten, erstmals wurden wieder über 5000 Neuinfektionen gemeldet. In der Gastro soll zudem eine ergänzende Maskenpflicht und eine Sperrstunde eingeführt werden, wenn in einer Region die Zahl der Neuinfektionen die Marke von 35 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche überschreitet. Und auch bei privaten Feiern soll es eine Begrenzung der Gästezahl geben.
Niederlande verordnen einen „Teil-Lockdown“
Noch drastischer ist die Situation in den Niederlanden, wo gestern ein „Teil-Lockdown“verordnet wurde. Cafés und Restaurants werden geschlossen,
Verkauf von Alkohol wird ab 20 Uhr verboten. Außerdem dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag empfangen und sollen Bus und Bahn nur in dringenden Fällen nutzen. Auch in Belgien dürfte aktuell kaum Urlaubsfeeling aufkommen. In Brüssel gilt eine nächtliche Ausgangssperre, in OttigniesLouvain-la-Neuve gibt es einen riesigen Cluster an einer Uni. 600 Studierende haben sich dort angesteckt. Indes verhängte Belgien gestern für fast ganz Österreich eine Reisewarnung: Wien, Tirol, Vorarlberg, Ober- und Niederösterreich, das Burgenland und Salzburg stehen auf der roten Liste.
Trotz steigender Zahlen: Italien buhlt um Gäste
„Kommt uns besuchen!“, lautet hingegen der Appell von Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi. Auch in Italien hat sich die Situation wieder verändert: 5901 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden wurden gemeldet, die Maßnahmen werden laufend verschärft. Dennoch gebe es Buchungen, sagt Riedl: „Die Maskenpflicht schreckt Menschen wenig ab.“Auch bei uns gibt es Corona-Regeln – und „Italien bleibt eben Italien“, so die Reiseexpertin.
Partielle Reisewarnungen für Frankreich & Spanien
Schwieriger wird es für alle, die nach Frankreich wollen. Es gelten partielle Reisewarnungen für die Regionen Provence-Alder pes-Côte d’Azur und Île-deFrance. In Paris sowie weiteren acht Großstädten gilt ab dem Wochenende wieder eine Ausgangssperre in der Zeit von 21 bis 6 Uhr. Dasselbe gilt für Spanien, wo vor Reisen nach Festland-Spanien und den Balearen gewarnt wird. „Keine Reisewarnung gibt es für die Kanarischen Inseln“, berichtet Riedl, „man sollte sich aber vorher erkundigen, für viele Länder braucht man eine Registrierung.“
Auch in Osteuropa breitet sich die 2. Welle aus: Polen,
Tschechien, Russland und die Ukraine melden fast täglich Rekordwerte.
Vor allem in Tschechien ist die Situation alarmierend: 8618 Neuinfektionen wurden vermeldet.
Für die Reisebranche ist die Lage verheerend: „Wir haben heuer 10% der normalen Buchungen für die Herbstferien“, sagt Riedl. Sie empfiehlt, dennoch Urlaub zu machen – von Pauschalreisen könne man bei Reisewarnungen kostenlos zurücktreten.
Nicht der oft nötige Test schreckt ab, sondern die sich ständig ändernden Regeln. Das verunsichert die Kunden aktuell am meisten.
Sabine Riedl, Fachgruppenobfrau der Reisebüros NÖ