Sterbendes Eis
„Wir haben dem arktischen Eis beim Sterben zugesehen.“Zu diesem traurigen Resümee kam Markus Rex, Professor für Atmosphärenphysik und Leiter der spektakulären „Mosaic“-Expedition in einem Interview mit der „Süddeutschen“. Diese Woche kehrte das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“nach seiner einjährigen Mission im ewigen Eis zurück – mit zahlreichen Daten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Und der bitteren Bestätigung der Tatsache, dass „ewig“in Sachen Eis schon längst ein greifbar nahes Verfallsdatum hat.
Auf ihrem Weg zum Nordpol durchpflügten sie mühelos „Gegenden, in denen normalerweise Eisbrecher stecken bleiben“, berichtete Rex. „Wir haben aber völlig marodes Eis vorgefunden, weite Strecken offenen Wassers, zum Teil bis zum Horizont, fast bis zum Nordpol.“
Die Arktis gilt als Frühwarnsystem für Klimaveränderungen, keine Region erwärmt sich schneller, schon jetzt ist die Eisschicht hier nur noch halb so dick wie vor 40 Jahren. „Wir könnten die letzte Generation sein, die noch eine ganzjährig von Eis bedeckte Arktis sieht“, so Rex.
Wenn das Eis stirbt, dann hat das auch schwerwiegende Folgen für das Klima in unseren Breiten. Und genau deswegen ist der Datenschatz, den die „Polarstern“-Crew gehoben und mitgebracht hat, von so unermesslichem Wert für uns alle – auch wenn die erfolgreiche Beendigung der „Mosaic“-Mission im täglichen Corona- und Politgetöse für viele nur eine kleine Randnotiz gewesen sein mag.