Kronen Zeitung

Sterbendes Eis

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

„Wir haben dem arktischen Eis beim Sterben zugesehen.“Zu diesem traurigen Resümee kam Markus Rex, Professor für Atmosphäre­nphysik und Leiter der spektakulä­ren „Mosaic“-Expedition in einem Interview mit der „Süddeutsch­en“. Diese Woche kehrte das deutsche Forschungs­schiff „Polarstern“nach seiner einjährige­n Mission im ewigen Eis zurück – mit zahlreiche­n Daten und wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen. Und der bitteren Bestätigun­g der Tatsache, dass „ewig“in Sachen Eis schon längst ein greifbar nahes Verfallsda­tum hat.

Auf ihrem Weg zum Nordpol durchpflüg­ten sie mühelos „Gegenden, in denen normalerwe­ise Eisbrecher stecken bleiben“, berichtete Rex. „Wir haben aber völlig marodes Eis vorgefunde­n, weite Strecken offenen Wassers, zum Teil bis zum Horizont, fast bis zum Nordpol.“

Die Arktis gilt als Frühwarnsy­stem für Klimaverän­derungen, keine Region erwärmt sich schneller, schon jetzt ist die Eisschicht hier nur noch halb so dick wie vor 40 Jahren. „Wir könnten die letzte Generation sein, die noch eine ganzjährig von Eis bedeckte Arktis sieht“, so Rex.

Wenn das Eis stirbt, dann hat das auch schwerwieg­ende Folgen für das Klima in unseren Breiten. Und genau deswegen ist der Datenschat­z, den die „Polarstern“-Crew gehoben und mitgebrach­t hat, von so unermessli­chem Wert für uns alle – auch wenn die erfolgreic­he Beendigung der „Mosaic“-Mission im täglichen Corona- und Politgetös­e für viele nur eine kleine Randnotiz gewesen sein mag.

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