„Nur Freispruch ist denkbar“
Die Grasser-Verteidiger üben heftige Kritik an Anklägern und sind überzeugt:
Während die Ankläger einen Schuldspruch gefordert haben, klang der Tenor der Grasser-Verteidiger im Schlussplädoyer gegensätzlich: „Nur ein Freispruch ist denkbar!“Dem Schöffensenat gaben sie für die Beratung mit auf den Weg: „Bleiben Sie kritisch.“Vor allem kritisch gegenüber angeblichen Belastungszeugen.
Zuerst war Manfred Ainedter am Wort, der seit Beginn der Ermittlungen 2009 den früheren Finanzminister verteidigt hat. Der Anwalt: „Das Verfahren hat Grasser die besten Jahre seines Lebens gekostet. Hier war eine juristische Vendetta im Gang.“Ainedter zitiert Sektionschef Pilnacek, der Kritik an der langen Verfahrensdauer übte: „Es darf nicht sein, dass das Verfahren die Strafe ist.“
In weiterer Folge beschäftigte sich Manfred Ainedter mit zwei Aussagen, die Grasser belasten. Beide Zeugen würden lügen, ist Ainedter überzeugt.
Während Ainedter, ganz „old school“, wie er betont, ohne Folien und Projektor auskommt, verwendet Kollege Norbert Wess diese, um Zitate an die Leinwand zu werfen. Vor allem ärgert ihn die Behauptung der Staatsanwälte, KHG habe als Einziger vom Anbot der CA-Immo von 960 Millionen gewusst. Wess: „Aufgrund der Unterlagen gab es damals hundert Personen, die diese Information hatten.“
Letztlich blieb die Konkurrenz, die Immofinanz, siegreich und zahlte 961 Millionen. Dafür gab es zehn Millionen „Provision“, an der Grasser beteiligt gewesen sein soll. Was er bestreitet. Wess zerpflückt einen weiteren Vorwurf: „Die Anklage sagt, mein Mandant hat ein zweites Bieterverfahren initiiert, damit er etwas beeinflussen kann. Er hat nichts beeinflusst, und das zweite Bieterverfahren kam nur auf Anraten der Experten zustande.“
Zuletzt erwähnt er Grassers Ehefrau Fiona, die von ihrem Recht Gebrauch machte, sich der Aussage zu entschlagen: „Ich bin daran schuld, dass sie nicht ausgesagt hat. Sie hätte sich hier keine falsche Zeugenaussage oder das Ausstellen einer falschen Bestätigung vorwerfen lassen. Da wäre es zu einem Eklat gekommen.“
Heute, Donnerstag, sind nochmals die Angeklagten am Wort.