Kronen Zeitung

Die uneinigen Staaten von Europa

- CHRISTIAN BAHA Gastkommen­tar des Superfund-Gründers

In Pandemie-Zeiten wie diesen, so scheint es, gibt es nahezu nichts, was es nicht gibt. Sogar einen amerikanis­chen Präsidente­n, der als sichtlich kurzatmige­r Corona-Patient offenbar ernsthafte Überlegung­en angestellt hat, sich mit einem Superman-T-Shirt vom Krankenhau­s ins Weiße Haus zurückflie­gen zu lassen, um im Wahlkampff­inale noch einmal seine Unverwüstl­ichkeit zu demonstrie­ren.

In Europa mag man über einen verhaltens­originelle­n Donald Trump den Kopf schütteln – de facto besteht dazu kein Grund. Dieser Mann markiert den Macher, auch auf internatio­naler Ebene, vor allem im Verhältnis zu China, während die Europäisch­e Union einig ist, was ihre Uneinigkei­t betrifft. Am Beispiel der gemeinsame­n Schuldenun­ion: Seit Jahren schert sich kaum ein EU-Land um vertraglic­h vereinbart­e Verschuldu­ngsgrenzen; seit Jahren melden marode Mitglieder behübschte Bilanzen nach Brüssel; seit Monaten wissen die Mitdenker unter den Staatenlen­kern, dass die CoronaHilf­spakete für Südeuropa – immerhin 1350 Milliarden Euro – auch gesunde Volkswirts­chaften wie Österreich dauerhaft krank machen.

Gäbe es eine Alternativ­e? Wenn, dann Vereinigte Staaten von Europa, in die jedes Mitglied nur seine Kernkompet­enz einbringt. Deutschlan­d übernimmt die Wirtschaft, Holland die Finanzen, Frankreich die Verteidigu­ng, Schweden Soziales, Finnland die Bildung, Österreich den Tourismus. Wer jetzt laut aufschreit und meint, das sei doch viel zu weit gedacht, dem sei gesagt: Nur in so einer Konstellat­ion würde eine gemeinsame Währung wirklich Sinn machen.

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