Große Angst vor Mitte November
Zahl der Corona-Toten und Kranken steigt dramatisch an
Seit März starben 1340 Österreicher an Covid. Ein Viertel davon in den vergangenen zehn Tagen. Mit 72 gestern hat sich die Zahl der Todesfälle binnen zwei Tagen verdoppelt. „Die zweite Welle ist stärker und gewaltiger“, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
Die Zahl der Neuinfektionen sank gestern auf 6464 – nach einer Spitze aufgrund von Nachmeldungen von 7400 am Donnerstag. Vor einem Monat lag die Zahl bei 750.
Ein Grund für die steigenden Todeszahlen: Waren es im Sommer viele junge Menschen, die sich ansteckten, verschiebt sich nun der Altersschnitt hin zu den Risikogruppen. Aktuell liegt er bei 43 Jahren. „Wir merken in Alten- und Pflegeheimen eine deutlich steigende Zahl an Fällen“, sagt Anschober. Deshalb habe man im zweiten Lockdown diese Bereiche unter anderem mit Besuchseinschränkungen extra geschützt. Zudem werden drei Millionen Antigentests ausgeliefert, um Mitarbeiter und Bewohner wöchentlich auf Covid zu testen. Weitere Maßnahmen würden derzeit erarbeitet.
Zum Problem wird das Contact Tracing: Nur ein Viertel (27%) der Fälle lässt sich zu ihrem Ursprung zurückverfolgen. In der Vorwoche war es noch die Hälfte. Das liegt einerseits an überlasteten Gesundheitsbehörden: Die Zuordnung der Fälle beansprucht bei täglich mehreren tausend neuen Infektionsfällen deutlich mehr Zeit. Zum anderen, so der Minister, würden „Menschen am Telefon falsche Angaben machen“.
Ob der Lockdown die Zahlen senkt, wird sich frühestens in einer Woche zeigen. „Im Frühling sind mehr als 14 Tage vergangen“, sagt Anschober. Für die Intensivstationen wird das eng: In der zweiten Novemberhälfte bewegt man sich in Richtung Kapazitätsgrenzen (siehe
Seiten 24/25). „Die Auswahlsituation zwischen Covid, Unfall und Herzinfarkt darf es nicht geben“, so der Minister. Um das zu verhindern, könnte der Lockdown verschärft werden. Heute in einer Woche berät die Regierung über weitere Schritte. Zuletzt war über Schulschließungen und strengere Ausgangsbeschränkungen spekuliert worden.
Wir haben deutlich über 1,2 Millionen Todesfälle weltweit. Das ist schon sehr, sehr dramatisch. Ich würde mir wünschen, dass sich die Skeptiker diese Zahlen einmal ein bisschen näher ansehen.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober