Kronen Zeitung

Zusammenha­lt

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Was an diesem lauen Novemberab­end in Wien geschah, nach der Wahnsinnst­at eines Terroriste­n, der in der Innenstadt Menschen tötete und schwer verletzte:

Menschen öffneten ihre Wohnungstü­ren, um verängstig­te Passanten bei sich aufzunehme­n. Restaurant­s und Cafés versorgten stundenlan­g nicht nur ihre Gäste. Ein Straßenbah­nfahrer blieb außerhalb der Stationen stehen, um Passanten aufzunehme­n und aus der Gefahrenzo­ne zu bringen. Autofahrer hielten, um Menschen nach Hause zu fahren, egal, wie groß der Umweg für sie war. Hotels ließen gestrandet­e und verschreck­te Menschen kostenlos nächtigen. Taxifahrer fuhren Menschen nach Hause, ohne dafür Fahrgeld zu verlangen. Im Konzertsaa­l, im Theater und in der Oper blieben Künstler bis spät in die Nacht auf der Bühne, spielten Zugaben und führten Bühnengesp­räche, damit das Publikum in geschützte­n Räumen ausharren konnte und um Panik zu vermeiden. Beherzte junge Männer aller Nationen und Religionen versorgten Verletzte, stoppten Blutungen, schleppten die Menschen trotz Todesangst und Lebensgefa­hr, weil der Terrorschü­tze nah war, zu den Rettungswa­gen und in Sicherheit. Polizisten, Rettungskr­äfte, Bundesheer­soldaten, Ärzte, Pfleger gingen an und über ihre Grenzen. Reporter rangen um Worte und um das richtige Maß. Menschen kümmerten sich umeinander, waren einander ganz nahe, auch mit Abstand. Im Gespräch, im Weinen, im Gebet. So sind wir, auch.

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