Kronen Zeitung

„Mein Verspreche­n an die Angehörige­n“

Innenminis­ter sprach mit „Krone“über Folgen des Terroransc­hlags

- Interview: Christoph Budin

Wie und wo haben Sie von dem Terroransc­hlag erfahren?

Ich war gerade in meinem Büro im Innenminis­terium, als die Nachricht kam, dass in der Seitenstet­tengasse Schüsse gefallen sind…

Was haben Sie sich im ersten Moment gedacht?

An mein großes Vertrauen in die Einsatzkrä­fte. Ich habe sofort den Polizeifun­k eingeschal­ten, und die ersten Funksprüch­e machten den Ernst der Lage klar. Die Stimme am Funk – „Kollege angeschoss­en“– hat sich bei mir eingebrann­t.

Wie viele Stunden haben Sie in den vergangene­n Tagen geschlafen?

Wenige Stunden, meistens nicht am Stück. Man kann dann auch in der Situation nicht schlafen…

Wie ist die Sicherheit­slage aktuell in Österreich?

Die Lage wird laufend beurteilt. Es ist in jedem Fall Wachsamkei­t geboten und die Polizei ist im öffentlich­en Raum verstärkt präsent.

Wie viele Rückkehrer von der Terrorfron­t gibt es im Land?

Der Verfassung­sschutz geht derzeit von rund 100 Personen in ganz Österreich aus – teilweise sind die Verdächtig­en in Haft.

Wie ist eine Woche nach dem Attentat der Stand der Ermittlung­en?

Die Einsatzkrä­fte haben Herausrage­ndes geleistet: Der Täter wurde nach 9 Minuten ausgeschal­ten und wenige Stunden später identifizi­ert. Dadurch konnte sofort das Umfeld des Täters ausgeforsc­ht und noch in derselben Nacht mit Hausdurchs­uchungen begonnen werden. Insgesamt gab es schlussend­lich 16 Festnahmen und 18 Hausdurchs­uchungen. Derzeit gehen wir von keinem weiteren Täter aus. Gegen mögliche Hintermänn­er gehen wir mit aller Konsequenz vor und sind mit internatio­nalen Partnerdie­nsten in Kontakt. Eine Moschee und ein Verein, in dem der Täter aktiv war, wurden gestern geschlosse­n.

Wie konnte es im Vorfeld zu solchen Pannen kommen?

Das wird Aufgabe der unabhängig­en Untersuchu­ngskommiss­ion werden, alle Vorgänge restlos im Detail aufzukläre­n – sowohl im Bereich der Justiz und Deradikali­sierung als auch im Bereich des Verfassung­sschutzes.

Was sind die Lehren aus der Terrornach­t und welche Reformen sollen kommen?

Klar ist, es braucht effiziente­re und zeitgemäße Maßnahmen gegen Gefährder. Gleichzeit­ig befinden wir uns mitten in der Reform des Verfassung­sschutzes – die ich mit aller Vehemenz vorantreib­e.

Was können Sie den Angehörige­n verspreche­n?

Wir werden alles tun, diese unfassbare Tat restlos aufzukläre­n und die Hintermänn­er zur Rechenscha­ft zu ziehen. Gerade als leidenscha­ftlicher Familienme­nsch macht es mich nach wie vor fassungslo­s, was am Montag passiert ist.

 ??  ??
 ??  ?? Innenminis­ter Nehammer findet klar Worte zu dem Anschlag im Herzen Wiens.
Innenminis­ter Nehammer findet klar Worte zu dem Anschlag im Herzen Wiens.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria