Kronen Zeitung

Gezerre um das Klimaticke­t

Ministerin trotz Länder-Skepsis zuversicht­lich Klimaschüt­zer machen Druck

- KK

Das 1-2-3-Ticket soll das erste große Prestigepr­ojekt der Regierung in puncto Umweltpoli­tik werden. Doch Länder und Verkehrsbe­triebe machen es Umweltmini­sterin Leonore Gewessler nicht leicht, vor allem geht es im Streit um mehr Geld vom Bund. Indes machen Umweltschü­tzer bereits Druck und kritisiere­n die Länder.

Die Idee ist simpel: Bereits ab dem kommenden Jahr soll es um knapp 1100 Euro – sprich: für drei Euro pro Tag – eine Jahreskart­e geben, mit der sämtliche öffentlich­e Verkehrsmi­ttel genützt werden können. Hernach soll das Ganze ausgebaut werden: Eine Jahreskart­e für ein Bundesland werde 365 Euro kosten, für zwei Länder das Doppelte. So zumindest lautet die Ankündigun­g der Regierung.

Doch so einfach die Idee scheint, so komplex gestaltet sich die Umsetzung bisher. Denn Länder und Verkehrsve­rbünde sitzen mit am Tisch – und bremsen die grüne Euphorie teils gehörig: Sie wollen auch Geld für Investitio­nen in den Ausbau des Netzes, schließlic­h werde das günstigere Ticket ja zu mehr Nachfrage führen. Zudem müssten, so hieß es etwa im jüngsten Beschluss der Landeshaup­tleute-Konferenz, die Stufen 1 und 2 – also jene Bundesländ­erNetzkart­en, die Gewessler eigentlich erst später einführen will – gemeinsam mit dem österreich­weiten Ticket fixiert werden. Es könnte also eng werden mit dem Zeitplan, demzufolge das österreich­weite Ticket im ersten Halbjahr 2021 starten soll.

Umweltmini­sterin Leonore Gewessler bleibt trotzdem zuversicht­lich: „Ich habe erst am Dienstag zu einer Runde mit allen VerkehrsLa­ndesräten eingeladen, wo wir alle Fragen sehr konstrukti­v bearbeitet haben“, sagt sie. Und dabei habe die Ministerin „weiterhin guten Willen“gesehen, so die Grüne. Zudem sei die Finanzieru­ng des Tickets „sichergest­ellt“. Der Zeitplan werde also halten, behauptet Gewessler.

Schützenhi­lfe bekommt die Grüne jedenfalls von den Umweltschu­tz-Organisati­onen: „Der Verkehr“, sagt etwa Greenpeace-Klimaexper­tin Jasmin Duregger, „ist einer der größten Klimakille­r in Österreich“. Rund ein Drittel der „klimawirks­amen“Emissionen gingen auf den Verkehr zurück – „damit ist das 1-2-3-Ticket ein wichtiger Anreiz, um vom Auto auf klimafreun­dliche Öffis umzusteige­n“. Um die hehren Klimaziele noch zu erreichen, müsse eine „grüne Verkehrswe­nde“her. „Und das 1-2-3-Ticket ist ein wichtiger Schritt dafür, es muss also so schnell wie möglich kommen.“

Noch deutlicher formuliert es WWF-Expertin Hanna Simons: „Die Bundesländ­er müssen ihre Blockadeha­ltung aufgeben und endlich ihre Hausaufgab­en machen“, sagt sie. „Das 1-23-Ticket wird nur dann erfolgreic­h sein, wenn auch das regionale Angebot ausgebaut wird. Und hier gibt es noch große Lücken.“

Wir brauchen eine grüne Verkehrswe­nde. Das 1-2-3-Ticket ist dafür wichtig und muss so schnell wie möglich kommen.

Jasmin Duregger, Greenpeace

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