Kronen Zeitung

Was Biden für die Welt und Österreich bedeuten wird

Für die EU und die NATO brechen jedenfalls bessere Zeiten an, auch wenn die neue US-Administra­tion bei vielen Forderunge­n bleiben wird

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WASHINGTON. US-Präsident Trump hat internatio­nale Verträge gekündigt, Verbündete verprellt und den Vorteil des eigenen Landes zur obersten Maxime erhoben. Nach dem nun wohl anstehende­n Machtwechs­el wird ein radikaler Kurswechse­l erwartet. Alles wird ein Präsident Joe Biden aber auch nicht anders machen.

Österreich:

Das Verhältnis zwischen Österreich und den USA war unter Präsident Donald Trump eigentlich ein ganz besonders herzliches, was nicht zuletzt an dessen Botschafte­r in Wien, Trevor Traina, und dessen gutem Verhältnis zur Trump-Familie lag. Kanzler Kurz war bei Trump zu Besuch im Weißen Haus, eine zweite Visite platzte wegen Corona. Aber das Verhältnis zwischen Wien und Washington ist grundsätzl­ich ein sehr gutes, die USA schätzen Österreich als neutralen Vermittler und Wien als Ort internatio­naler Begegnunge­n. Nicht umsonst wurde das Atomabkomm­en mit dem Iran zu wesentlich­en Teilen in Wien ausgehande­lt. Da könnten sich neue Perspektiv­en auftun.

Österreich hat in den USA große Interessen, ist Amerika doch der größte Handelspar­tner außerhalb der EU.

Ob sich der Streit zwischen Österreich und den USA über die Ostseepipe­line Nord Stream II zwischen Russland und Deutschlan­d, an der auch die OMV beteiligt ist, unter Biden beilegen oder zumindest entschärfe­n lässt, ist allerdings keineswegs gesagt.

Europa: EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen erwartet sich mehr Engagement für das regelbasie­rte multilater­ale System, mehr Zusammenar­beit beim Klimaschut­z und „zur Verteidigu­ng unserer Werte“.

Biden will eine „respektier­te Führungsro­lle auf der Weltbühne“einnehmen. Im sogenannte­n „Biden-Plan“heißt es: „Zusammen können und müssen sich Demokratie­n gegen den Aufschwung von Populisten, Nationalis­ten und Demagogen stellen.“

Welthandel:

Da werden viele Konflikte anhalten. So rechnet niemand damit, dass Biden die US-Sonderzöll­e auf Importe aus Europa einfach aufhebt – weder die gegen Airbus wegen regelwidri­ger Subvention­en noch die Zölle auf Stahlund Aluminiumi­mporte. Auch Biden will, dass Amerikaner mehr amerikanis­che Waren kaufen.

„Als Präsident werde ich erst dann neue Handelsabk­ommen schließen, wenn wir in die amerikanis­chen Bürger investiert und sie für den Erfolg in der Weltwirtsc­haft gerüstet haben“, versprach er im Wahlkampf.

NATO:

Es kann nur besser werden: Mit diesem Satz lässt sich zusammenfa­ssen, was ein Machtwechs­el für die NATO bedeuten würde. Für das Verteidigu­ngsbündnis waren die Trump-Jahre eine Schreckens­zeit. Ohne Rücksicht auf die Folgen hatte er mehrfach Zweifel daran geweckt, ob die USA im Ernstfall ihrer Verpflicht­ung zum militärisc­hen Beistand nachkommen würden:

Mit Biden dürften Existenzso­rgen vorbei sein. Der Demokrat gilt als überzeugte­r Transatlan­tiker. Die NATO bezeichnet er als „wichtigste­s Bündnis in der Geschichte der Vereinigte­n Staaten“. Er wird aber an der Forderung nach höheren Verteidigu­ngsausgabe­n der Verbündete­n festhalten.

Weltordnun­g:

Biden will ausdrückli­ch weg von Trumps erratische­n Alleingäng­en und zurück an den Konferenzt­isch. Er hat zum Beispiel einen „Globalen Gipfel für Demokratie“angekündig­t. Vor allem aber will er in wichtige internatio­nale Abkommen zurück. Zuallerers­t ins Pariser Klimaabkom­men. Biden will eine klimaneutr­ale USA bis 2050. Damit ist er auf einer Wellenläng­e mit der EU.

Auch das Atomabkomm­en

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Der US-Präsident ist auch Oberbefehl­shaber der Armee

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