SANDRA GAUPMANN (48), PSYCHOLOGIN
Z um Glück bin ich – im Gegensatz zu einem leider nicht geringen Teil der Bevölkerung – beruflich in einer privilegierten Situation.
Ich arbeite nämlich für den Staat; in einem Bereich, in dem Psychologen weiterhin – wie gewohnt – ihre Dienste versehen. Deshalb muss ich mir keine Sorgen um meinen Job machen.
Und, was hinzukommt: Ich bin daher ständig in Kontakt mit Kollegen und den von mir zu Betreuenden. Womit ich, zumindest untertags, manchmal sogar vergesse, dass es Corona gibt.
Aber im Privaten kratzt die Pandemie doch ein wenig an meiner Seele.
Unbeschwerte, spontane Treffen mit Freunden sind einfach nicht mehr möglich; denn natürlich ist der Gedanke, ob ich mich dabei vielleicht mit dem Virus infizieren könnte, immer in meinem Kopf. Zunehmend wird es also schwieriger, soziale Begegnungen zu haben. Die ja so wichtig sind für das psychische Wohlbefinden. Genauso wie Umarmungen.
Wie ich das alles auszugleichen versuche?
Ich telefoniere nun eben mehr – und ich kuschle viel mit meinen Katzen.
Was mich belastet: Die Vorstellung, dass sich meine Mutter mit dem Virus anstecken könnte und sie, trotz ihres hervorragenden Allgemeinzustands, in der Folge ernsthafte gesundheitliche Probleme bekommen könnte. Aber, wie bereits gesagt – ich weiß, dass ich, im Vergleich zu anderen, in einer guten Position bin. Leidtun mir jetzt die extrem jungen und ältere Menschen.
Die Jungen, weil sie durch die Pandemie ihre Leichtigkeit und Unbeschwertheit verlieren. Die Älteren, weil sie durch das Virus zur Einsamkeit verdammt wurden.