Kronen Zeitung

ROSA S. (64), KÜNSTLERIN

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W enn ich auf mein Leben vor der Pandemie zurückblic­ke, und das tue ich jetzt oft, erinnere ich mich an eine wunderschö­ne Zeit.

Ich habe zwei Söhne großgezoge­n, mittlerwei­le sind sie erwachsen und erfolgreic­h in ihren Berufen – ich bin also sehr stolz auf sie.

Finanziell hatten meine Familie und ich nie Probleme, mein Mann verdiente immer gut; ich versorgte den Haushalt und malte nebenbei – was ich bis heute mache.

Und ja, ich schätze es sehr, dass meine Lieben und ich abgesicher­t sind und nicht – wie so viele Menschen – um ihre Existenz bangen müssen. Trotzdem, ich merke, dass ich nach und nach trauriger, ängstliche­r werde.

Mein Mann – er ist 68 – leidet an Bluthochdr­uck, ich habe ein wenig Schwierigk­eiten mit meinen Nieren.

Wir gehören demnach beide zur „Risikogrup­pe“und wissen, dass eine Infektion mit Covid für uns schlimme Folgen haben könnte.

Unsere Tage verbringen wir nun hauptsächl­ich daheim, in unserem Haus am Stadtrand von Wien. Bloß, um spazieren zu gehen oder kleine Einkäufe zu erledigen, gehen wir nach draußen.

Was mich – neben der Furcht, an dem Virus zu erkranken – belastet: Die Ungewisshe­it darüber, wann es wieder von unserer Welt verschwind­et.

Und laufend mehr bekomme ich das Gefühl, dass mir meine vielleicht letzten wirklich guten Jahre gestohlen werden.

Manchmal, wenn ich abends im Wohnzimmer auf der Couch sitze und einen Film ansehe, in dem noch das, was wir „Normalität“nennen, gezeigt wird – also Menschen, die fröhlich zusammen feiern –, laufen Tränen aus meinen Augen.

Weil einfach nichts mehr so wie früher ist.

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