Wien wird selbstständig
100 Jahre Trennung von NÖ Wienbibliothek blickt zurück
Am 11. November 1920 wurde mit dem „Trennungsgesetz“der Grundstein für Wien als eigenes Bundesland gelegt. Durch die Loslösung von Niederösterreich wurde die Entwicklung des „Roten Wien“erst möglich. Zum Jubiläum gibt es einen Schwerpunkt in der Wienbibliothek im Rathaus.
In der 1918 entstandenen Republik (Deutsch-)Österreich lebte mehr als die Hälfte der Bevölkerung im damaligen Bundesland Niederösterreich. Zwischen der Hauptstadt und den ländlichen Regionen gab es massive Gegensätze. Sichtbar wurden diese bei den Wahlen 1919. Durch das rot-dominierte Wien erzielten die Sozialdemokraten in Niederösterreich die Mehrheit und stellten mit Albert Sever zum einzigen Mal den Landeshauptmann. „Das hat die Tendenzen zur Trennung beschleunigt, vor allem in konservativen Kreisen“, erklärt Wienbibliothek-Leiterin Anita Eichinger.
Durch die im Oktober 1920 beschlossene Bundesverfassung wurde die Eigenständigkeit Wiens möglich. Am 18. November trat die Stadtverfassung in Kraft und ist in den wesentlichen Punkten bis heute gültig. Wien profitiere von der insofern, da damals dadurch auch eine eigenständige Steuerpolitik möglich wurde. „Das machten die politischen und sozialen Reformen des Roten
Wien erst möglich“, schildert Eichinger. Da noch vermögensrechtliche Fragen zu klären waren, wurde die Trennung erst am 1. Jänner 1922 endgültig abgeschlosTrennung sen. Streng genommen ist Wien damit das jüngste Bundesland Österreichs.
Die Wienbibliothek hat dazu eine Ausstellung gestaltet, die wegen der Corona-Krise nur sehr eingeschränkt zugänglich ist. Die Eröffnung findet am 10. November ab 19 Uhr als Online-Veranstaltung statt. Bestellt werden kann ein rund 200-seitiger Katalog, der die Trennung beleuchtet. Einige historische Dokumente gibt’s auch auf der Webseite: wienbibliothek.at zu sehen.