Jahrhundert-Erfindung
Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete Herr W. dem Bezirksrichter. „I geh unlängst an Freund von mir besuchn, der is a Erfinder, der hat heuer auf der Erfindermess die singenden Manschettnknöpf ausgstellt ghabt, wann Ihna aner obefallt, brauchn S net lang suachn, der fangt sofort zum Singa an, und wüll eahm fragn, ob er net endlich Stoßstangen für Fußgänger erfinden kann, damit ma auf der Straßn net gar so gefährdet is; macht er ma de Tür auf und is anzogn wia a Taucher, mit an Gummianzug, nur san de Tauchergwandln schwarz, und er war ganz in Weiß.
,Tschuldign‘, hat er gsagt, ,dass i no in der Unterwäsch bin. I probier soebn mei neueste Erfindung aus, die Thermophorwäsche. De Wäsch ist von de Fuaßspitzn bis zum Hals auffe aus einem Stuck gefertigt und besteht aus zwei Schichten wasserdichtn Nylon. Obn hab i an Schraubverschluss wia a Thermophor, und da füll i des haße Wasser ein. Da hab is in ganzn Tag warm, muass mi in Winter net waß i wia dick anziagn und brauch in der Wohnung fast nix hazn. Was des bei de Ölpreise bedeutn wird, brauch i gar net sagn. I fahr jetzt damit zum Handelsminister, und nachher fahr i zum Verteidigungsminister und zum Polizeipräsidenten. Weil de Wäsch is natürlich aa ideal für Bundesheer und für de Wachleit; für de wird de Wäsch natürlich aus schussfestem Material gmacht, dadurch dersparn sa se gleichzeitig de kuglsichern Westn, und des warme Wasser kann net ausrinna, wanns wirklich zu aner Auseinandersetzung kummt. De bravn Burschn, was vielleicht amal bei der UNO im heißn Wüstensand
Dienst machn, werdn se aa drüber freun, weil de können se mei Thermophorwäsch mit Eiswürferln fülln. So, wia i des siech, is diese Erfindung die Erfindung des Jahrhunderts, i erwart ma Großaufträge aus Alaska und Grönland, von de Russn für Sibirien wüll i gar net redn. Unser Export is damit weit über de nächsten vier Jahre gesichert, de Vollbeschäftigung is garantiert. Der Bundeskanzler wird mi wahrscheinlich fürs Goldene Verdienstkreuz vurschlagn. Du, lieber Freund, kannst mi jetzt zu den einzelnen Ministerien begleitn, vuher füll mi schön mit warmem Wasser an.‘
I war sehr beeindruckt. Der Mann is ein Könner, da können Sie nix sagn dagegn, der wird no amal auf de Fünfhunderteuroscheine ohbüdlt sein. De Thermophorwäsch hat a bissl auftragn; wia ma furtganga san, hat er etwas dicker und unbeholfener ausgschaut, sodass eahm in der Straßnbahn sofort a Kind an Sitzplatz angeboten hat. Er hat se niedergsetzt, plötzlich is er immer schmäler wurdn. Unter sein Sitz hat se a Lackn gebildet, de war dann so groß, dass an Herrn fast bei der pneumatischen Tür aussegschwabt hätt. Angeblich hat der Bua an Reißnagel hinglegt.“
Es hatte Streit mit der Mutter gegeben, die Klage wurde aber wieder zurückgezogen.