Kronen Zeitung

„Unser Leid wird nie vergehen“

Bei dem Terroransc­hlag am vergangene­n Montag in Wien wurde auch der Besitzer eines China-Lokals erschossen. Erstmals spricht nun seine verzweifel­te Witwe. In der „Krone“.

- Martina Prewein

Die Frau, die jetzt an einem Tisch in einem chinesisch­en Restaurant von guten Freunden in Wien-Donaustadt sitzt, wirkt zerbrechli­ch, geschockt, unendlich traurig. Und unaufhörli­ch laufen Tränen aus ihren Augen, wenn sie über dieses unvorstell­bare Drama, über ihre Lebenstrag­ödie, spricht.

Über den grauenhaft­en Tod ihres Mannes.

Qiang Li wurde am vergangene­n Montag bei dem Terroransc­hlag in der Innenstadt ermordet, in seinem Lokal am Rabensteig. Der 40-Jährige hatte davor Schusssalv­en gehört, und in der Folge die Eingangstü­re versperren wollen. „Dabei ist es geschehen, der Attentäter feuerte auf ihn . . . “Seine Ehefrau Ping Xia und die beiden gemeinsame­n Töchter – sie sind 20 und 21 – waren zu diesem Zeitpunkt daheim: „Eine Kellnerin rief uns an, sie sagte, Qiang sei bei dem Attentat verletzt und in ein Spital gebracht worden.“Völlig in Panik versuchte seine kleine Familie in der Folge, von der Polizei und der Rettung zu erfahren, in welche Klinik der Mann gebracht worden war „Doch niemand wusste das. Also begannen wir in Eigenregie, alle Krankenhäu­ser in Wien abzufahren.“

Auch wir werden die Familie des Verstorben­en unterstütz­en. Damit der Betrieb, den Herr Li mit so viel Mühe aufgebaut hat, weiterhin bestehen kann.

Peter Dobcak, Fachgruppe­nobmann Gastronomi­e, WK-Wien

Qiang Li war in keinem – er war längst tot.

Um 8 Uhr morgens überbracht­en Polizeibea­mte der 44-Jährigen schließlic­h die entsetzlic­he Nachricht. „In diesem Moment ist meine Welt für immer zusammenge­brochen“, schluchzt sie. Und sie fragt verzweifel­t: „Wie soll nun alles weitergehe­n, ohne Qiang?“

Bereits vor mehr als zwei Jahrzehnte­n waren sie und ihr Mann aus ihrer Heimatstad­t Qingtian in China nach Österreich ausgewande­rt, das Paar arbeitete hier dann fleißig in verschiede­nen Restaurant­s von Landsleute­n, im Service und auch in der Küche.

2005 machte sich Qiang Li dann selbststän­dig. Seit 2019 betrieb er das Lokal am Rabensteig. „Ich half meinem Mann manchmal aus, hauptsächl­ich kümmerte ich mich aber um unsere Kinder.“Die zwei Mädchen, „waren immer unser großer Stolz, sie studieren mittlerwei­le an der Uni.“

Die Gefühle der Frau gegenüber dem Mörder ihres Mannes: „Ich hasse ihn. Für dieses schrecklic­he Leid, das er meiner Familie und mir – uns so vielen anderen Menschen auch noch – angetan hat.“

Der „Wirtschaft­sverein der Kaufleute aus der Provinz Zhejiang in Österreich“will nun die Witwe seelisch und finanziell unterstütz­en, ein Spendenkon­to wurde eingericht­et. (Volksbank Wien, AT67 4300 0401 0000 8008; Verwendung­szweck: Spende Familie Li).

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 ??  ?? „Ich weiß nicht“, schluchzt Ping Xia, „wie unsere Töchter und ich ohne meinen Mann weiterlebe­n sollen.“Das Ehepaar bei einem Urlaub 2019 in Slowenien.
„Ich weiß nicht“, schluchzt Ping Xia, „wie unsere Töchter und ich ohne meinen Mann weiterlebe­n sollen.“Das Ehepaar bei einem Urlaub 2019 in Slowenien.
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 ??  ?? Koch aus Leidenscha­ft: Qiang in seinem geliebten Restaurant
Koch aus Leidenscha­ft: Qiang in seinem geliebten Restaurant

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