Kronen Zeitung

Probelauf für den Ausschluss

Europäisch­e Volksparte­i muss geschlosse­n gegen Orbán Stellung beziehen

- C. Zavarsky

BRÜSSEL/BUDAPEST. Der Fidesz-Delegation­sleiter Tamás Deutsch warf der EU Gestapo-Methoden vor. Zahlreiche EVP-Mitglieder beantragen seinen FraktionsA­usschluss. Eine Zwickmühle für die Europäisch­e Volksparte­i. Die nun endgültig gegenüber der streitbare­n ungarische­n Regierungs­partei Stellung beziehen muss.

Fidesz ist mit 13 Mitglieder­n eine der stärksten Delegation­en in der EVP. „Das machtpolit­ische Interesse, die stärkste Fraktion zu sein, überwog seit der EU-Osterweite­rung“, sagt Politologe Andreas Maurer von der Uni Innsbruck. Im Gegensatz

zum Interesse an einer gemeinsame­n Linie. Als die britischen Konservati­ven 2009 von der EVP zum Mitte-rechts-Bündnis der Konservati­ven und Reformer überwechse­lten, fürchtete die EVP um den Platz als stärkste Fraktion, um den Kommission­spräsident­en stellen zu können. Orbán nutzte das nach seiner Wahl zum ungarische­n Ministerpr­äsidenten 2010 und entfernt sich seitdem vom Wertekanon der EVP.

„Aus Sicht der EVP war die Duldung rechtskons­ervativer Parteien insofern ein Erfolg, als dass hierdurch verhindert werden konnte, dass die Sozialdemo­kraten den Kommission­spräsident­en und oder den Ratspräsid­enten stellen können“, sagt

Maurer. Deswegen haben sie ihn auch 2019 vor der Europa-Wahl nicht hinausgewo­rfen. Das weiß Orbán.

Der Antrag gegen Deutsch ist der Probelauf zum endgültige­n Ausschluss der Fidesz-Partei aus der EVP. Der Antrag rutscht automatisc­h als Tagesordnu­ngspunkt auf die nächste Vollversam­mlung am 9. Dezember. Dann muss die EVP erstmals geschlosse­n gegenüber Orbán Stellung beziehen.

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