LIVE DAS LEBEN
Weihnachtsengerln, Stehaufmanderln, Gehpupperln!“, rief der Hausierer Rudolf K., der sich mit seinem Bauchladen in der Nähe eines geschlossenen Geschäfts aufgestellt hatte. „Umweltfreundlich durch mechanischen Aufzug, ohne giftige Batterien. Sehen Sie selbst. Alles regt sich, alles bewegt sich, nur 5 Euro pro Stück!“
„Liabe Sachn habn S!“, sagte Herr Johann F. und sah aufmerksam zu, wie der Hausierer seine Figuren aufzog und laufen ließ. „Was de Leut alles darfindn! Schau, schau, des klane Manderl nimmt sogar automatisch in Huat obe. Habn S vielleicht a Figur, des was de Zungan zagt und se dabei aufn Hintern klopft! I kaufat sowas für mei Frau.“
„I hab nur Kinderspülzeug“, erklärte der Hausierer, „aber kane Pornografiepupperln. Da, nehmen S de Tänzerin, de woglt aa mitn Hintergstell. I gib Ihnas bülliger, wäu ihr de linke Hand leider fehlt.“– „Geh, drah de!“, sagte Herr F. „Was brauch i a Tänzerin. Na dazua a bediente. I muass ma des no überlegn, was i kauf. Führ ma auf jedn Fall de ganze Partie vur. Ziag alle auf. Mi gfreut sowas. Jetzt im Lockdown is ma eh nur fad.“
„Da müassn S ins Kasperltheater geh, Se alts Kind“, sagte der Verkäufer. „I gib Ihna do net a Gratisvurstellung. Wann S ma nix ohkaufn, gehn S weiter. Gehpupperl, Stehaufmanderln.“
„Pudl di net auf, du büllicher Jakob“, sagte Herr F. „Früher bist mitn Kochlöffln ganga und hast des Hemmat
heraußt ghabt. Jetzt, in der Weihnachtszeit, gehst mit mechanische Manderln käuln. I pfeif dar auf den Ramsch. I kauf meiner Frau a Waschmaschin auf dreißg Monatsratn.“
„Was schrein S denn so?“, meinte der Hausierer und sah in der Gegend umher. „Glaubst, i wüll an Anstoß mit der Höh habn? De Standleut san eh pressant auf mi, wäu i meine Pupperl ohne Konzession aufn Markt hau. De lassn mi verschüttn, wanns was kneisn.“
Hausierer Rudolf K. behielt mit seiner düsteren Prognose recht. Ein Polizist war schon unterwegs und nahm ihn aufs Polizeiamt mit.
Bei seiner Perlustrierung beschimpfte Rudolf K. den vermeintlich schuldtragenden Herrn F. derart, dass er wegen Ehrenbeleidigung zu vier Tagen Arrest verurteilt wurde.