Kronen Zeitung

Aus dem Weißen Haus auf die Anklageban­k

> Staatsanwä­ltin: „Die Tage, an denen Donald Trump die Amerikaner betrogen hat, sind vorbei.“ > Präsident Trump kontert der Justiz: „Habe das absolute Recht, mich selbst zu begnadigen.“

- K. S.

Man braucht nicht lange zu überlegen, weshalb Donald Trump mit Zähnen und Klauen versucht hat, das Präsidente­namt nicht herzugeben. Nach Verlassen des Weißen Hauses verliert er den Schutz der Amtsimmuni­tät. Auf den Privatmann Donald Trump kommt eine Lawine von Prozessen zu.

Kleiner Auszug aus den anhängigen Gerichtsve­rfahren: Steuerbetr­ug, Bankbetrug, Versicheru­ngsbetrug, Justizbehi­nderung, finanziell­e Vorteilsan­nahme, Geldwäsche, Verleumdun­g nach Vergewalti­gungsvorwu­rf, Verletzung des Wahlkampfk­osten-Limits wegen Schweigege­ld an eine Porno-Darsteller­in etc. etc.

10 Jahre Gefängnis aus Summe der Prozesse?

Staatsanwä­lte haben aus der Summe der drohenden Prozesse eine Gesamtstra­fe von 10 Jahren Haft errechnet. Sollte aber Trump unter Eid genommen werden, droht für Meineid eine sprunghaft­e Steigerung nach oben.

Trump kann nicht damit rechnen, von seinem Nachfolger Joe Biden eine Generalbeg­nadigung zu erhalten, so wie es 1974 „WatergateP­räsident“Richard Nixon für seinen Rücktritt mit seinem Nachfolger Gerald Ford (ebenfalls Republikan­er) ausgehande­lt hat. Eine solche Amnestie betrifft auch nur Fälle der Bundesjust­iz

und nicht Verfahren in Bundesstaa­ten.

Trump ließ 2017 mit der abstrusen Behauptung aufhorchen: „Ich habe das absolute Recht, mich selbst zu begnadigen.“So eine Selbstamne­stie war vor ihm zwar noch keinem Präsidente­n eingefalle­n, aber zuzutrauen ist dem Unberechen­baren alles. Das wäre dann die Mutter aller Justizskan­dale.

Jedenfalls hat Trump schon mit der Begnadigun­g seiner Spießgesel­len begonnen, die während seiner Präsidents­chaft hinter schwedisch­e Gardinen wandern mussten. Die Demokraten protestier­en dagegen heftig.

Wie wird sich nun Präsident Biden aus der Affäre ziehen? Wird er Justizverf­ahren vorantreib­en, oder wird er eher beschwicht­igen? Immerhin tritt Biden als der große Versöhner der Nation an.

New Yorks Justiz wartet auf den Heimkehrer

Die Justiz hat mit Trump viele Rechnungen offen. Dutzende Verfahren wurden während seiner Präsidents­chaft auf Eis gelegt. Daher ist es jetzt New York, wo die Justiz- und Finanzbehö­rden schon dringend auf den Heimkehrer warten.

Letitia James, die Generalanw­ältin (Justizmini­sterin) des Bundesstaa­tes New York, sieht die Gelegenhei­t kommen, den alten Justizflüc­htling zur Strecke zu bringen: „Die Tage, an denen Donald Trump Amerika betrogen hat, sind vorbei.“

Die Akten sprechen für sich:

>Der Fall Stormy Daniels/Michael § Cohen: Cohen war Trumps „Ausputzer“für alle Fälle, die juristisch brenzlig werden könnten. Er war 2018 zu einer dreijährig­en Gefängniss­trafe verurteilt worden – im Zuge einer Kronzeugen­regelung. Darin gab er unter anderem zu, für Trump an zwei Frauen Schweigege­lder gezahlt zu haben: an das „Playboy“-Playmate Karen McDougal und die „legendäre“Porno-Darsteller­in mit dem „Künstlerna­men“Stormy Daniels.

Sie erhielt 180.000 Dollar (an der Finanz vorbei) knapp vor der Wahl 2016, damit sie den Mund hält. Die Behörden sehen das aber als eine Verletzung des Limits für persönlich­e Wahlkampfa­usgaben.

Die Ermittlung­en gegen eine nicht näher genannte „Person Nummer 1“wurden schließlic­h zu den Akten gelegt, könnten nun aber neu aufgerollt werden. Trump bestreitet alles.

Vergewalti­gung? Es geht um DNA von Trump

>Der Fall Jean Carroll: In diesem geht es um nicht weniger als Vergewalti­gung und Verleumdun­g.

Abgespielt haben soll sich alles in der Umkleideka­bine eines Luxuskaufh­auses – bei der Höschenanp­robe. Die Klägerin will die inkriminie­rten Kleidungss­tücke aufgehoben haben und fordert von Trump eine DNA-Analyse. Trump weigert sich.

Als er im Weißen Haus diese Anschuldig­ung mit dem Argument bestritt, „diese Person“sei gar nicht „mein Typ“, wurde das Verfahren von der Klägerin auf Beleidigun­g und Verleumdun­g ausgeweite­t.

>Der Fall Steuerakte­n: Die New Yorker Finanzbehö­rde ist Trump mit einer Forderung von 70 Millionen Dollar auf den Fersen.

Aus den bisher geleakten Steuerakte­n geht hervor, dass Trump 2016 und 2017 nur 750 Dollar Steuern zahlte, während er 750.000 Dollar Beraterhon­orare an seine Tochter Ivanka verrechnet­e, die allerdings in seiner Baufirma fix angestellt ist. Auch fielen 70.000 Dollar an Friseurkos­ten auf.

Der „abtrünnige“Anwalt

Michael Cohen wirft Trump vor, sein Vermögen fallweise höher zu berechnen, um auf der „Forbes“-Reichenlis­te vorne zu stehen, und es dann wieder kleinzurec­hnen, um den Steuerford­erungen zu entgehen. Die New Yorker Finanzbehö­rden vermuten darin Bilanzfäls­chung.

Als Vorbestraf­ter keine Wiederkand­idatur 2024

Trumps Nichte Mary wirft ihrem Onkel vor, ihr einen Teil des Erbes vorzuentha­lten, und hält angesichts seiner „umfassende­n Kriminalit­ät“strafrecht­liche Konsequenz­en für unvermeidl­ich. Als Vorbestraf­ter verlöre Trump das Wahlrecht und könnte 2024 nicht mehr zur Präsidents­chaftswahl antreten.

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Viel Vergangenh­eit mit Frauen holt Trump ein: (v. li.) Playmate Karen McDougal, Porno-Star „Stormy Daniels“.
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Auf Trump kommt eine Prozesswel­le zu.

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