„Long-Covid ist ein ernstes Problem“
Allgemeinmediziner Ramin Nikzad beschäftigt sich mit den Langzeitfolgen von Corona. „Es gibt bedrückende Krankheitsgeschichten“, sagt er.
Unter welchen Nachwirkungen leiden die Patienten?
Vor allem an Müdigkeit und Atemnot – und damit verbunden an einer verminderten Leistungsfähigkeit.
Diese Probleme – wie zeigen sie sich bei Blut- und Röntgenuntersuchungen?
Das ist das Seltsame an dieser Krankheit: Bei Gesundheitschecks werden bloß selten greifbare Ursachen – wie etwa Schatten in den Lungen – festgestellt.
Wieso ist das so?
Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass das Virus anhaltende Gefäßentzündungen hervorrufen kann. In allen Organen. Und: Corona löst Autoimmunerkrankungen aus. Der Körper beginnt sich also selbst zu schädigen.
Wie den Patienten helfen?
Indem versucht wird, ihre Symptome zu bekämpfen, mit „herkömmlichen Medikamenten“;
indem zum Beispiel im Fall von Herzrhythmusstörungen Beta-Blocker verabreicht werden.
Der Erfolg dieser Maßnahmen?
Manchmal funktionieren sie, manchmal leider nicht.
Nicht wenige Betroffene berichten zudem über massive seelische Probleme . . .
Fakt ist: Das Virus greift das Gehirn an. Neben Gedächtnisstörungen scheint es die Entstehung von Depressionen zu begünstigen. Aber klar ist auch: Wer lange an den Folgen einer Covid-Infektion leidet, wird natürlich mit der Zeit seelische Verstimmungen haben. Ich halte daher eine psychologische Betreuung der Patienten für absolut notwendig.
Ihre Meinung zur – sehr weitreichenden – Aufhebung des Lockdowns?
Ich halte diese Entscheidung für falsch. Weil dadurch die Infektionszahlen massiv steigen werden.
Und wie beurteilen Sie die so viel propagierte Impfung?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Pandemie damit in den Griff bekommen werden. Aber das wird bis zum kommenden Sommer dauern. Und bis dahin müssen wir alle sehr vorsichtig sein – Masken tragen, Abstand halten und auf große Hygiene Wert legen.