Kronen Zeitung

Covid: Der lange Weg zurück ins Leben

GEORG T. (33), BIOLOGE UND ÖKOLOGE

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Ich habe mich Anfang März mit Corona infiziert. Ich denke, bei der Arbeit. Ich hatte in meinem Beruf – ich bin Biologe und Ökologe – immer viel mit Menschen zu tun, und Ende vergangene­n Winters trug in Österreich ja noch kaum jemand Maske.

Es begann mit einem trockenen Husten, der schnell schlimmer wurde. Eines Nachts bekam ich fürchterli­che Atemnot, und ich alarmierte die Rettung. In der Folge wurde ich in ein Krankenhau­s gebracht. Aber obwohl meine Sauerstoff­sättigung miserabel war und ich eine mittelschw­ere Lungenentz­ündung hatte, bin ich ziemlich rasch wieder, unter Mitgabe von Antibiotik­a, in häusliche Pflege entlassen worden.

Bis Mai ging es mir sehr schlecht; ich war ständig unendlich müde und hatte oft Probleme, Luft zu bekommen. Manchmal glaubte ich, ersticken zu müssen – und ich wünschte mir, sterben zu dürfen. Um endlich diesen Qualen zu entkommen.

Im Juni und Juli fühlte ich mich dann besser, ich war so glücklich darüber. Ich bin Triathlet – und nun konnte ich sogar wieder längere Spaziergän­ge unternehme­n.

Aber im September schlugen die Nachwirkun­gen der Krankheit abermals voll bei mir zu. Mit Schmerzen im ganzen Körper, Atemnot und einem dauerhafte­n Erschöpfun­gszustand.

Bis heute schaffe ich es nicht, meinen Buben – er ist ein Jahr alt – hochzuhebe­n. Und natürlich: Meine Situation nimmt mich mittlerwei­le auch psychisch sehr mit.

Als Biologe weiß ich, wie gefährlich dieses Virus ist; als Ökologe, dass wir ihm durch unsere Rücksichts­losigkeit die Chance gaben, über uns herzufalle­n. Als Betroffene­r verstehe ich nicht, warum Geschäftsö­ffnungen und der Tourismus – also Geld – wichtiger zu sein scheinen als Menschenle­ben.

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