Kronen Zeitung

Kein Ersatz für Lukaschenk­o

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Bei aller Empörung über das Wüten von „Europas letztem Diktator“müssen wir alle, West und Ost, eingestehe­n, dass Lukaschenk­o bis auf Weiteres nicht zu kippen ist. Das weiß der raffiniert­e Sowjet-Dinosaurie­r und setzt auf Zermürbung­sstrategie und General Winter. Die Protestbew­egung soll sich totlaufen.

Kein Regime kann sich halten ohne eine signifikan­te Minderheit. Lukaschenk­o hat sie in der Staatsland­wirtschaft und Staatsindu­strie. Von dort kommt der top „funktionie­rende“Unterdrück­ungsappara­t.

Das Wüten der Einsatzkrä­fte gefällt auch Putin nicht. Er will an der Westflanke Ruhe und würde ohnehin nur eingreifen, wenn dort die NATO auftaucht.

Russlands Außenminis­ter Lawrow hat in Minsk im Auftrag Putins Lukaschenk­o die Leviten gelesen. Der hatte nämlich eine stubenrein­e Lösung versproche­n, ist aber offensicht­lich in seinem 26. Herrschaft­sjahr nicht mehr reformfähi­g.

Nicht nur Putin, sondern auch die demokratis­chen Kräfte in Belarus, denen der Westen die Daumen drückt, haben keine Alternativ­e gegen den Wüterich. Es fehlt der spontan entstanden­en Opposition­sbewegung an Organisati­onskraft, und dem Kremlchef fehlt ein geeigneter Kollaborat­eur in Minsk, der diesen widerspens­tigen „Freund“, den er nicht schmecken kann, kaltstellt.

Lukaschenk­o hat sich über die Jahre dem Westen gegenüber als Bollwerk gegen Russland inszeniert. Dieser hielt dafür die Nase zu. Seit der Krise ist die Flanke zu Russland offen.

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