Kein Ersatz für Lukaschenko
Bei aller Empörung über das Wüten von „Europas letztem Diktator“müssen wir alle, West und Ost, eingestehen, dass Lukaschenko bis auf Weiteres nicht zu kippen ist. Das weiß der raffinierte Sowjet-Dinosaurier und setzt auf Zermürbungsstrategie und General Winter. Die Protestbewegung soll sich totlaufen.
Kein Regime kann sich halten ohne eine signifikante Minderheit. Lukaschenko hat sie in der Staatslandwirtschaft und Staatsindustrie. Von dort kommt der top „funktionierende“Unterdrückungsapparat.
Das Wüten der Einsatzkräfte gefällt auch Putin nicht. Er will an der Westflanke Ruhe und würde ohnehin nur eingreifen, wenn dort die NATO auftaucht.
Russlands Außenminister Lawrow hat in Minsk im Auftrag Putins Lukaschenko die Leviten gelesen. Der hatte nämlich eine stubenreine Lösung versprochen, ist aber offensichtlich in seinem 26. Herrschaftsjahr nicht mehr reformfähig.
Nicht nur Putin, sondern auch die demokratischen Kräfte in Belarus, denen der Westen die Daumen drückt, haben keine Alternative gegen den Wüterich. Es fehlt der spontan entstandenen Oppositionsbewegung an Organisationskraft, und dem Kremlchef fehlt ein geeigneter Kollaborateur in Minsk, der diesen widerspenstigen „Freund“, den er nicht schmecken kann, kaltstellt.
Lukaschenko hat sich über die Jahre dem Westen gegenüber als Bollwerk gegen Russland inszeniert. Dieser hielt dafür die Nase zu. Seit der Krise ist die Flanke zu Russland offen.