Kronen Zeitung

Vom Business-Anzug in die Strandschl­apfen

Peter Hochegger jonglierte als PR-Profi und Lobbyist mit Millionen. Jetzt ist er im Konkurs. Ein Gespräch über Weglassen, Haft und Corona.

- Gabriela Gödel

Ernahm’s gelassen. In einem ersten Statement nach der Verurteilu­ng im Buwog-Prozess um geflossene­s Schmiergel­d für Grasser & Co. sagte er fast lakonisch: „Es hat sicher einen Sinn, das Ganze. Welchen, das wird die Zukunft zeigen.“

Wer ist dieser fast schon buddhistis­che Peter Hochegger, vor gar nicht allzu langer Zeit „Everybody’s Darling“der Schickeria, auf Du und Du mit Promis?

Vor 71 Jahren geboren im steirische­n Mürzsteg – jenem kleinen Ort, der auch den Sommersitz des Bundespräs­identen beherbergt –, ließ er sich Zeit mit der Karriere. Er jobbte als Reiseführe­r in Afrika, gründete mit 30 mit seinem Bruder die PR-Agentur, die ihm prestigetr­ächtige Kunden bringen sollte – und sehr viel Geld. Und neue Freunde: Karl-Heinz Grasser und dessen „Buddy“Walter Meischberg­er. Hochegger gefiel die Unbekümmer­theit der viel Jüngeren. Und seine Firma profitiert­e davon: Da kam z. B. die Telekom als großer Auftraggeb­er herein.

„Die Wende“, sagt er heute leise und nachdenkli­ch im „Krone“-Gespräch, „kam 2005 mit dem Riss meiner Achillesse­hne.“Statt Heilung gab es Entzündung­en und die Suche nach alternativ­en Behandlung­smethoden: „Eine Energiethe­rapeutin sagte, ich sei völlig blockiert.“Hochegger stellte seine Ernährung um, wurde Veganer. Fuhr nach Indien, um zu meditieren. Lernte Yoga. Streifte den Business

Ich hab alles auf den Tisch gelegt. Für mich war die Sache damit abgehakt. Dorthin zu kommen hat Jahre gedauert.

Hochegger über sein Geständnis

Anzug ab, schlüpfte in die Strandschl­apfen: „Ich hab mir Fragen übers Leben gestellt. An sich und im Besonderen über meines. Über die Gier, immer mehr haben zu wollen, als man braucht, über Schein und Sein.“

Das tut etwas mit einem Menschen. Bei ihm kam zuerst einmal der totale Zusammenbr­uch

mit Depression­en und Aufenthalt in einer steirische­n Reha-Klinik: „Diese Zeit war finster, und sie liegt weit hinter mir.“

Denn da war plötzlich – Sonne. In Brasilien, seiner neuen Heimat. Seine Cousine wagte ein kleines Hotelproje­kt in Parajaru: „Sie holt Kids von der Straße und gibt ihnen eine Ausbildung. Das und das Land sind ein Glücksfall gewesen. Es ist weit weg von allem. Ich kann dort Kraft tanken, atmen.“

Er kam zurück – und prompt in Haft. Dort fiel der Entschluss, „reinen Tisch“zu machen – das Geständnis im Buwog-Prozess, mit dem er die einstigen Freunde Grasser und Meischberg­er schwer belastete. „Lohn“gab es vom Gericht dafür keinen: Hochegger wurde nicht rechtskräf­tig zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt. Selbst dafür hat er – Verständni­s: „Damit ist klar, ich hatte keine Vereinbaru­ng, keinen Deal mit dem Gericht.“In Berufung geht er trotzdem. Vielleicht weil er das Gefängnis bereits von innen kennt? „Nein, das war eine spannende und auch bereichern­de Zeit. Du erkennst Muster, warum man dort landen kann. Fehlende Bildung ist eines davon.“

Und die drohenden 6 Jahre im doch fortgeschr­ittenen Alter? „Wenn es so kommen sollte, dann muss man sich mit sich selbst beschäftig­en. Wie jetzt auch, in der Zeit von Corona. Materielle Scheinbefr­iedigungen fallen weg, es bleibt der nackte Mensch. Und die Frage: Was brauche ich wirklich?“Für sich scheint es Peter Hochegger gefunden zu haben: „Ich bin der Hauptdarst­eller meines Lebens. Und als geistiges Wesen ist jeder von uns unsterblic­h“. . .

 ??  ?? Einer gegen alle: Der ehemalige PR-Profi und Lobbyist schockte im Buwog-Prozess die Mitangekla­gten mit einem Geständnis. Es blieb unbelohnt, er aber ganz ruhig.
Einer gegen alle: Der ehemalige PR-Profi und Lobbyist schockte im Buwog-Prozess die Mitangekla­gten mit einem Geständnis. Es blieb unbelohnt, er aber ganz ruhig.
 ??  ?? „Best Buddies“in glamouröse­n Zeiten: Meischberg­er und Hochegger. Der kleine Peter als Schulbub im heimatlich­en MürzSteier­mark. steg in der
„Best Buddies“in glamouröse­n Zeiten: Meischberg­er und Hochegger. Der kleine Peter als Schulbub im heimatlich­en MürzSteier­mark. steg in der
 ??  ??
 ??  ?? Gelassenhe­it ist das neue Mantra des Peter Hochegger. Und Meditieren. Das macht er täglich, wie Yoga. Am liebsten in seiner Wahlheimat
Gelassenhe­it ist das neue Mantra des Peter Hochegger. Und Meditieren. Das macht er täglich, wie Yoga. Am liebsten in seiner Wahlheimat

Newspapers in German

Newspapers from Austria