Arbeiten am Steuer
Surfen und Mailen: Für den Lenker ist das in der neuen S-Klasse von Mercedes möglich
Das Sinnbild für höchste automobile Sicherheit, luxuriöses Reisen und Aushängeschild von Mercedes-Benz tritt komplett neu auf: die S-Klasse.
Wir fahren die Langversion S 500L (L/B/H in mm: 5289/1921/1503), die vorn 38 mm mehr Ellenbogenfreiheit bietet, im Fond 23 mm und 16 mm mehr Kopffreiheit. Das 12,3 Zoll CockpitDisplay markiert die neueste Generation des MBUX. In der Windschutzscheibe leuchten räumlich dargestellte Anzeigen, scheinbar 10 Meter vor dem Fahrzeug im Raum schwebend. Tanzende Abbiegepfeile legen sich passgenau über die Fahrbahn. Wer mit dieser SKlasse falsch abbiegt, ist blamiert!
Etwas gespenstisch die Aktionen des Interieur-Assistenten. Dessen Kamera im Dach erkennt Kopf- und Körperbewegungen sowie Handgesten des Fahrers und schaltet entsprechende Funktionen. Etwa öffnet beim Schulterblick des Fahrers der Sichtschutz an der Heckscheibe. Zentral über der Mittelkonsole steht ein 239,06 mal 218,8 mm riesiges Tablet im Raum. Tesla lässt grüßen! Die Vorbereitung der ersten Fahrt gleicht den Startvorbereitungen eines Flugzeugs. Auf primäre Fahrfunktionen behält man – besser als bei Tesla – jedoch direkten Zugriff.
Angetrieben wird der S 500 von einem aufgeladenen 3,0-l-Reihen-Sechszylinder, der 435 PS und 520 Nm mit sanftem Unterton bereitstellt. Die Kraft portioniert die 9-Gang-Automatik unmerklich sanft. Alle aufgeladenen Sechs- und Achtzylindermodelle kommen mit 48V-Bordnetz, analog zur Eund GLS-Klasse.
Die Variante mit 10 Grad Lenkwinkel beschneidet den Wendekreis unseres S500L 4matic um 1,90 Meter auf 10,9 Meter auf Kompaktklasse-Niveau. Ab 60 km/h lenken die Hinterräder gleichsinnig ein, was zu einer erstaunlichen Spurstabilität führt. In Verbindung mit dem optimierten E-Active Body Control der Luftfederung wird weniger Sportwagen-Handlichkeit erreicht, doch ein außergewöhnlich hoher Fahrkomfort auf kurvenreichen Strecken. Bemerkenswert ist der ab Mitte 2021 verfügbare Drive Pilot, der auf definierten Straßenabschnitten ein hochautomatisiertes Fahren bis 60 km/h erlaubt. Dem Fahrer gestattet das System, unterwegs E-Mails zu bearbeiten und im Internet zu surfen.
Über das Exterieurdesign wurde im Vorfeld kontrovers diskutiert. Es führt nicht wie so oft in der Vergangenheit eine neue Mercedes Designsprache ein. Vielmehr ist es eine Weiterentwicklung von Bekanntem. Der Grund: Die völlig neue Designsprache wird erst Mitte 2021 mit der batterie-elektrischen S-Klasse vorgestellt, dem EQS. Damit setzt Daimler ein Ausrufezeichen hinter die Bedeutung seiner Anstrengungen für die Elektromobilität.
Mit dem neuen W223 schließt Mercedes nicht nur zu den in jüngster Vergangenheit auf der Überholspur fahrenden BMW 7er und Audi A8 auf, sondern möchte die Konkurrenz wieder hinter sich lassen.
Preislich startet die neue S-Klasse bei 112.420, die Langversion bei 115.980,–.