Kronen Zeitung

Erpresseri­sche Politik

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Die Europäisch­e Union bezieht ihre Stärke aus der Gemeinscha­ft, und auch schwächere Länder finden hier ihren Platz und profitiere­n überpropor­tional von dieser gemeinsame­n Stärke. Nahezu alle Mitgliedsl­änder sind bereit, die selbst gegebenen Spielregel­n zu beachten und diese auch zu leben.

Zwei Länder, Ungarn und Polen, gehen einen anderen Weg. Die Ministerpr­äsidenten von Ungarn und Polen sind nicht immer bereit, die geltenden Rechtsnorm­en so anzuwenden wie dies vorgesehen ist. In diesen Ländern wird Rechtsstaa­tlichkeit nach Bedarf oder politische­r Nützlichke­it ausgelegt, was zwangsläuf­ig zu Konflikten mit Brüssel führt. Im Haushaltse­ntwurf der Union ist nun ein Mechanismu­s vorgesehen, der bei Verletzung der Rechtsstaa­tlichkeit Sanktionen vorsieht.

Orbán und Morawiecki legen gegen diesen Mechanismu­s ihr Veto ein und unterschre­iben den EUHaushalt­sentwurf nicht. Damit blockieren sie auch die Corona-Wirtschaft­shilfe für die Mitgliedsl­änder in Umfang einer Dreivierte­lbillion Euro. In welcher politische­n Welt leben diese beiden Politiker eigentlich? Ihre Länder erhalten viele Milliarden aus genau dieser Gemeinscha­ft, deren Rechtsnorm­en zu übernehmen sie nicht bereit sind. Vermutlich bestehen in diesen beiden Ländern schon jetzt konkrete Pläne, die Rechtsstaa­tlichkeit auch weiterhin nur nach eigener Beurteilun­g zu beachten oder diese überhaupt zu ignorieren. Nur so ist ihr Veto zu verstehen.

Dieses undemokrat­ische Denken und Verhalten darf die Europäisch­e Union nicht länger hinnehmen. Gemeinsam mit den Parteifrak­tionen im Europäisch­en Parlament ist klarzustel­len, dass sich eine Gemeinscha­ft nicht ständig provoziere­n oder erpressen lässt. Die Europäisch­e Union muss hier geschlosse­n klarstelle­n, dass die Verletzung der Rechtsstaa­tlichkeit nicht länger hingenomme­n wird und es kein Wegschauen gibt, wenn europäisch­e Werte und Rechtsnorm­en verletzt oder missachtet werden.

Franz Peer, Linz

 ??  ?? Ungarn und Polen blockieren seit Wochen den Billionen-Haushalt der EU, sowohl der ungarische Premier Orbán als auch Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki haben ihr Veto erneut bekräftigt.
Ungarn und Polen blockieren seit Wochen den Billionen-Haushalt der EU, sowohl der ungarische Premier Orbán als auch Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki haben ihr Veto erneut bekräftigt.

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