Kronen Zeitung

„Pflegeberu­f muss mehr wert sein!“

Seit 2012 sucht der Wiener Städtische Versicheru­ngsverein jährlich den oder die PflegerIn mit Herz. Das Corona-Jahr 2020 ist ein besonderes, sagt Initiator Günter Geyer.

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Wie entstand die Aktion „PflegerIn mit Herz“?

Wir haben in unserem Unternehme­n 2011 beschlosse­n, unseren Mitarbeite­rn einen Urlaubstag zu schenken, wenn sie sich einen Tag einem sozialen Thema widmen. Das Echo war so groß, dass wir erkannt haben: Soziale Tätigkeite­n sind unbezahlba­r und gehören stärker gewürdigt.

2020 war ein spezielles Jahr – Corona hat die Pflegeprob­lematik in den Fokus der Gesellscha­ft gerückt...

Für uns war das Pflegethem­a schon lange vorher sehr wichtig. Pflege- und Gesundheit­smitarbeit­er gelten erst jetzt in der breiten Öffentlich­keit als Systemerha­lter, für uns waren sie das vorher schon. Ich bedaure, dass es der Pandemie bedurfte, dass die Gesellscha­ft sich mit dem Thema ernsthaft beschäftig­t.

Wie hat sich das Bild verändert?

In der Öffentlich­keit ist der Zusammenha­lt intensiver geworden – das merkt man an den vielen Projekten zur Nachbarsch­aftshilfe. Im Frühjahr sind die geschlosse­nen Grenzen zum Problem geworden. Wir haben gemerkt, dass wir abhängig sind von Nachbarlän­dern. Auch die Regierung überdenkt nun die Berufsausb­ildung im Pflegebere­ich. PflegerIn mit Herz wird sich da engagieren.

Wie wird das Engagement aussehen?

Wir möchten Personen, die den Weg einschlage­n, finanziell begleiten.

Warum fehlt für diese so wichtige Branche immer noch die Wertschätz­ung?

Das ist sicher keine Absicht, sondern eher Verdrängun­g. Pflege wird sehr oft mit alt sein verbunden, als Junger schiebt man das hinaus.

Was wünschen Sie sich für das kommende Jahr?

Wir müssen uns darum kümmern, dass sich das Einkommen in der Pflegebran­che an Durchschni­ttsgehälte­rn vergleichb­arer Berufe orientiert. Und wir müssen die finanziell­e Sicherheit für pflegende Angehörige verbessern. Dieser herausford­ernde Beruf muss zumindest so viel wert sein wie andere – er muss zum Wunschberu­f werden.

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G. Geyer, Vorstand Wr. Städtische­r Versicheru­ngsverein

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