Kronen Zeitung

Europa liefert sich ein Tauziehen an vielen Fronten

EU-Gipfel mit vielen offizielle­n und wichtigen inoffiziel­len Themen Milliarden­schwerer Corona-Fonds ohne Ungarn und Polen denkbar

- Doris Vettermann

Schon das offizielle Programm klingt ambitionie­rt: Es geht ums Klima, um den Anti-Terror-Pakt, um die Türkei, um die Beziehunge­n zu den USA und natürlich um Corona. Tatsächlic­h werden aber wohl der Brexit und der Streit um das Budget sowie die Blockade von Ungarn und Polen im Mittelpunk­t des EU-Gipfels stehen.

Auf 750 Milliarden Euro an Corona-Hilfen hat sich Europa geeinigt, doch das Geld kann nicht ausgezahlt werden. Ungarn und Polen blockieren das Budget, weil mit diesem der sogenannte Rechtsstaa­tsmechanis­mus verknüpft ist. Damit will die EU ein Instrument schaffen, um Verstöße gegen rechtsstaa­tliche Prinzipien schneller und effektiver zu ahnden – mit Beihilfenk­ürzungen. Und dagegen wehren sich die rechtspopu­listischen Regierunge­n in Ungarn und Polen, zwei Länder, die zu den größten Nettoempfä­ngern in der EU zählen.

Mittlerwei­le wird in Brüssel an Modellen ohne die beiden Blockierer­staaten gebastelt. So könnten etwa die Corona-Hilfen aus dem Finanzpake­t ausgeglied­ert und einzeln beschlosse­n werden. Bleibt die Budget-Blockade aber aufrecht, steht der Union ab Jänner nur ein Not-Haushalt zur Verfügung. Das würde dann auch für Polen und Ungarn drastische finanziell­e Einbußen bedeuten.

Wesentlich einiger ist sich die EU in der Frage der Terrorismu­sbekämpfun­g. Heute wird die Kommission ihre Vorschläge dazu präsentie

ren. Nach dem verheerend­en Anschlag in Wien Anfang November hatten sich zuletzt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron darauf verständig­t,

„Druck auf europäisch­er Ebene zu machen“, um den „Kampf gegen islamistis­chen Terror und den politische­n Islam“voranzutre­iben, wie sie betonten.

In Sachen Klima fordern

heimische Unternehme­n von Kanzler Kurz, sich „in der Gruppe der Vorreiter“zu positionie­ren. In einem offenen Brief, unterschri­eben etwa von Spar und Ikea, drängen die Firmen auf ein Kohlenstof­fdioxidRed­uktionszie­l von 65 Prozent. Nur so könne das 1,5Grad-Ziel des Pariser Übereinkom­mens erreicht werden, heißt es in dem Schreiben. Die Gipfel-Erklärung

sieht vor, den Ausstoß von Treibhausg­asen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Dieses Ziel werde von Österreich grundsätzl­ich unterstütz­t, heißt es dazu aus dem Kanzleramt, doch es sei wichtig, gleichzeit­ig die richtigen Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, um die Wettbewerb­sfähigkeit der europäisch­en Wirtschaft zu erhalten.

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Kämpft an vielen Fronten: EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen.
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Europas Problemkin­der: der britische Premier Boris Johnson sowie Ungarns Regierungs­chef Viktor Orbán (oben rechts) und dessen polnischer Amtskolleg­e Mateusz Morawiecki.

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