„Es braucht neue Konzepte und Mut“
„Kind und Job – wie schafft ihr das?“: Mariella Gittler wagt heute in „Dok 1“(20.15 Uhr) einen Querblick durch Österreichs Familien
Eltern sein bedeutet für viele Erfüllung, die jedoch gleichzeitig harte Arbeit und schlechtere Chancen im Beruf mit sich bringt. Aber muss die berufstätige Frau mit der Geburt des ersten Kindes in das Muster der 1950er-Jahre zurückfallen? „Dok 1: Kind und Job – wie schafft ihr das?“fragt (20.15, ORF 1), wie Mütter und Väter diesen Spagat bewältigen. „Was es dazu braucht, könnte man auf eine Aussage runterbrechen: dass es nur gemeinsam und mit Unterstützung von rundherum geht. Was in der Corona-Zeit besonders schwierig ist“, so Mariella Gittler, die für ihre Reportage diverse Familienkonzepte besucht hat, zur „Krone“. Besonders berührt hat sie die Geschichte einer Alleinerziehenden: „Da denkt man schon: ,Wahnsinn, wie das Menschen aushalten.‘ Alleinerziehende haben dann nicht noch zusätzlich die Kraft, um zu sagen: ,Ich brauch Hilfe!‘ Da muss einfach getan werden. Da bleibt keine Zeit für Aufschreie und Revolution.“Auf der anderen Seite besuchte sie einen Karenz-Papa, der sagt: „Es ist wichtig, dass auch Frauen sehen, wie es ist, wenn sie arbeiten und deshalb leider kaum etwas vom Kind mitbekommen.“
Spannend fand Gittler die Tatsache, dass die Männer, die sie für ihre Doku besuchte, die Karenz als durchwegs tolles Erlebnis beschrieben. „Es rennt vieles schon gut in Österreich, aber es gibt noch einiges zu machen. Mütter müssten etwa befürchten, bei zu langer Karenz ihre Position zu verlieren – Väter hören manchmal: ,Du willst ja nur Urlaub machen.‘ Als ob Kindererziehung Urlaub wäre“, so Gittler. „Es brauche neue Konzepte und mehr Mut – von Eltern, aber auch von der ArbeitgeberWelt. „Nur weil es immer so war, müssen wir das nicht die nächsten 100 Jahre so machen. Corona hat gezeigt, dass andere Arten zu arbeiten, zu leben, Familie zu haben, funktionieren.“Und es brauche neue Rollenbilder: „Es ist eben nicht nur die Mama, die hinter dem Herd steht und die Wohnung putzt. Dafür müssen wir Frauen die Männer aber auch machen lassen.“