Brexit-Gezerre: Es wird ernst
Wichtiges Abendessen in Brüssel Poker und Dramatik bis zur letzten Sekunde
BRÜSSEL. Im Juni 2016 hat eine knappe Mehrheit der Briten für den Austritt aus der EU gestimmt. Nach jahrelangem Gezerre dürfte es nun ernst werden, die Weichen für den Durchbruch scheinen gestellt. Ebenso wichtig wie eine Einigung ist für alle Beteiligten aber die richtige Inszenierung sowie die größtmögliche Dramatik.
Dass der britische Premier Boris Johnson am Mittwoch nach Brüssel reiste, wurde von Insidern als gutes Zeichen gedeutet. Wenn er nicht an einem Abschluss interessiert wäre, hätte er wohl einen Stellvertreter geschickt, so war zu hören. Dementsprechend groß waren auch die Hoffnungen, dass das Abendessen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen entscheidenden Fortschritt liefert.
Seit Langem spießen sich die Verhandlungen vor allem an drei Fragen. Es geht um Fischereirechte, fairen Wettbewerb und Staatsbeihilfen für britische Unternehmen. Bei Letzteren will die EU Garantien dafür, dass die Briten nicht mittels staatlicher Unterstützung in unfaire Konkurrenz zu den Europäern treten.
Im Fischereistreit macht sich vor allem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stark, das Land droht einen großen Teil seiner Fanggründe in der Nordsee – in britischen Gewässern – zu verlieren.
Experten gehen davon aus, dass alle Beteiligten im Endspurt noch einmal ihre Muskeln spielen lassen, austesten, wer die besseren Nerven hat, und dabei auf größtmögliche Dramatik setzen. Um dann im eigenen Land den harten Kampf und das Ringen bis zuletzt betonen zu können.
Das Tauziehen wird auch den heute startenden EUGipfel beherrschen. Es wird knapp, am 31. Dezember endet die Übergangsfrist. Das bedeutet aber auch: Es bleibt noch ein wenig Zeit – für noch mehr Hochspannung.