Der Weinberg
Der höchste Berg der Welt ist noch höher als gedacht – ganze 86 Zentimeter mehr dürfen sich Mount-EverestBezwinger dank neuer Vermessungen auf ihren Gipfelsieg einbilden.
Dass Berge wachsen können, ist eine Erkenntnis, für die ich nicht extra nach Nepal pilgern muss. Auf meiner tagtäglichen Hunderunde liegt ein Weinberg, der den Namen Berg tragen darf, weil sich in Wien schnell einmal ein Hügel als Berg ausgeben kann. Sprich: Den „Gipfelsturm“nehmen der Dackel und ich mit links.
Doch dann kam Corona. Fast fünf Wochen ist es nun her, dass ich die ersten Symptome spürte. Die akute Krankheit ist ausgestanden. Doch die Erschöpfung, die das Virus im Körper zurückließ, die hat den kleinen Weinberg zu meinem persönlichen Mount Everest heranwachsen lassen.
Jeden Tag ein Stückchen mehr ist nun die Devise – der Dackel als treuer, wenn auch aufgrund der Kürze unserer Spaziergänge fassungsloser Cheerleader an meiner Seite. Meter um Meter, mit Beinen wie Kaugummi, atemlos und müde wackeln wir im Schneckentempo dem Ziel entgegen – unserem Mount Everest.
Am Feiertag haben wir es dann probiert: Der Dackel voran, ich hing am anderen Ende der Leine und ließ mich wie vom Skilift ziehen. So stapften wir bergan. Schnaufend, auf Corona fluchend, aber mit der unbändigen Freude, diesem Mist-Virus wieder ein Stückchen zu entkommen.
Ganz auf den Gipfel habe ich es zugegebenermaßen nicht geschafft. Aber das lag sicher am Berg, der muss gewachsen sein.