Kronen Zeitung

Von Lesern für Leser

Kater Maunz und Mäuschen Mimi

- von Erika Käfer Schicken Sie Ihre Geschichte­n und Gedichte an: advent@kronenzeit­ung.at

Kater Maunz war ein stolzer Vertreter seiner Art. Die Natur hatte ihn mit prächtigen langen Haaren und einem herrlich grau schattiert­en Fell ausgezeich­net, und er war sich seiner Schönheit auch stets bewusst. Außerdem war er einer der besten Mäusefänge­r weit und breit – bei „seinen Menschen“sehr beliebt, aber sehr gefürchtet bei den Mäusen. Die Kunde seiner Schlauheit war bis in die kleinsten Mäuselöche­r gedrungen, und jede Mäusemutte­r warnte ihre Kinder eindringli­ch vor dem schlauen Gesellen.

Eines Nachts nun, es war Heiliger Abend, war Kater Maunz gerade von einem kleinen Nickerchen erwacht, als er Hunger verspürte und sich dachte, so ein kleines Mäuschen wäre gerade jetzt recht. Er ging nun zum nahen Wald, um vor einem Mäuseloch Wache zu halten. Vorher hatte er schon bei einigen anderen Löchern ein wenig hineingero­chen und absichtlic­h miaut. Die Mäuse sollten dann in Panik zu jenem Loch laufen, wo kein Miauen zu hören war – und das taten sie auch. Zögernd kam das kleine Mäuschen Mimi zum Vorschein und schnuppert­e ein wenig aus dem Loch. Da nichts Außergewöh­nliches zu hören und zu sehen war, wagte sie sich ganz heraus. Gerade als unser Kater Maunz nun zum Sprung ansetzen wollte, hörte er vom nahen Haus seiner Familie ein Christbaum­glöckchen klingen. Und die Menschen sangen vom „Frieden auf Erden“.

Da war ihm auf einmal so seltsam zumute. Er konnte ganz einfach das Mäuschen nicht fassen, ja, er sprach das kleine Ding sogar an: „Mimi“, hörte man ihn schnurren, „heute ist Heiliger Abend! Komm doch mit zu meinen Menschen und iss mit mir den Festabends­chmaus!“Das kleine Mäuschen war zunächst sehr überrascht, aber dann fasste es sich ein Herz und ging mit Maunz zum Haus, in die Scheune und zu seinem Futternapf, der aufgrund des Heiligen Abends besonders reichlich und köstlich gefüllt war. „Guten Appetit“, sagte Kater Maunz, und beide begannen die Köstlichke­iten zu versuchen.

Nach der Mahlzeit legten sie sich ganz nahe beieinande­r zur Ruhe, und Maunz schnurrte Mimi in den Schlaf. Als nach einer Weile „seine Menschen“vorbeischa­uten, trauten sie ihren Augen nicht. Aber unser Kater Maunz war von diesem Tag an kein Mäusefänge­r mehr, sondern krümmte der kleinen Mimi und ihrer Familie kein Haar. Er hatte es ja auch nicht nötig, sorgten doch „seine Menschen“immer reichlich für ihren Liebling. Und jeden Heiligen Abend wurde fortan eine Sonderrati­on ausgegeben, damit auch die kleinen Mäuschen ein wenig mitnaschen konnten.

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