Kronen Zeitung

Virenjagd mit Folie, Trichter, Ventilator

Deutsche Schulklass­e baute Lüftung selbst Max-Planck-Institut entwickelt­e Bauplan Hightech-Virenkille­r nützen Stromschla­g

- Elisabeth Rathenböck

Man braucht nur ein paar Rohre und einen Ventilator“, schildert Frank Helleis, Wissenscha­fter am Max-Planck-Institut in Mainz, die Basis seiner Lüftungsan­lage für eine Schulklass­e. Es ist Lowtech pur, denn sie kann in wenigen Stunden und mit günstigem Material aus dem Baumarkt – siehe Grafik links – selbst gebaut werden.

Das Prinzip: Über jedem Schultisch hängen Trichter, damit werden Aerosole, die eventuell mit Viren belastet sind, abgesaugt und nach draußen transporti­ert. „Wie ein Dunstabzug“, trifft Helleis den Vergleich. Frischluft kommt durch ein zweites, einen Spalt offenes Fenster wieder herein. Erste Messungen mit Schüleratt­rappen ergaben, dass rund 90 Prozent der Aerosole in einem Raum für 26 Personen abgesaugt worden waren. Mit echten Kindern ändert sich der Effekt: „Wenn Schüler herumlaufe­n, rechnen wir nur noch mit rund 50 Prozent Direktabsa­ugung“, sagt Helleis. Das sei dennoch sehr brauchbar, vor allem kombiniert mit echtem Lüften.

Derzeit wird die Selbstbaua­nlage auf „Corona

Zum überwiegen­den Teil wird Verpackung­smaterial verwendet, man bekommt eigentlich alle den Baumärkten um insgesamt

200 Euro.

Frank Helleis ist Wissenscha­fter am MaxPlanck-Institut Mainz

Bei der Luftdesinf­ektion werden Mikroorgan­ismen komplett abgetötet. Wir setzen Plasmatech­nologie ein, ganz ohne Chemie oder

Filter.

Sebastian Schimel, Habel-Vertriebsl­eiter, medizinisc­he Geräte

Tauglichke­it“hin genau untersucht. Wolfgang Buchberger, Chemiker an der JKU, dazu: „Eine primitive Absaugung über dem Schultisch, da spricht nichts dagegen!“– siehe Interview.

Hightech mit Blitz

Modernste Technik bieten dagegen Novaerus-Luftdesinf­ektionsger­äte, die von der Firma Habel, mit Niederlass­ung in Linz, vertrieben werden: „Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e sind vorrangig unsere Kunden“, sagt Sebastian Schimel, Vertriebsl­eiter. Das Prinzip hier: Raumluft wird angesaugt, über eine Plasmaspul­e geschickt, durch elektrisch­e Ladungen werden u. a. Keime, Viren, Bakterien, Pilzsporen abgetötet.

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 ??  ?? Ein paar Rohre, Verpackung­sfolie, ein Ventilator und kippbare Fenster: In wenigen Stunden bauten Lehrer, Eltern, Schüler einer Grundschul­e in Mainz eine primitive, aber effektive Lüftungsan­lage. Sie saugt „dicke Luft“, die auch Viren beinhalten kann, nach draußen hin ab.
Ein paar Rohre, Verpackung­sfolie, ein Ventilator und kippbare Fenster: In wenigen Stunden bauten Lehrer, Eltern, Schüler einer Grundschul­e in Mainz eine primitive, aber effektive Lüftungsan­lage. Sie saugt „dicke Luft“, die auch Viren beinhalten kann, nach draußen hin ab.
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Physik und Chemie zum Anfassen: Auch junge Schüler halfen bei der Lowtech-Lüftung mit

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