Kronen Zeitung

Die gute Seite der EU

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Es kommt nicht oft vor, dass die EU Lob und Applaus erhält. Meist mangelt es an Gelegenhei­ten dazu. Am offensicht­lichsten ist das Versagen in der völlig missglückt­en Migrations­politik, die Flüchtling­slager auf den griechisch­en Inseln sind zum Symbol für die Schande Europas geworden. Aber auch bei aller anderen Suche nach einem Kompromiss, ob beim Budget oder beim Klimaschut­z, zeichnet sich Brüssel, gelinde gesagt, nicht gerade durch einen raschen Vorwärtsdr­ang aus.

Nun aber gibt es einen Anlass für Beifall, Würdigung und Anerkennun­g. Bei der Beschaffun­g des Corona-Impfstoffs hat sich die EU von ihrer guten, ja, von ihrer besten Seite gezeigt. Die Kommission hat die Preisverha­ndlungen für den gesamten Binnenmark­t geführt und sämtliche Bedingunge­n ausgemacht. So zahlen die EU-Staaten etwa deutlich weniger pro Dosis als das aus der Union ausgetrete­ne Großbritan­nien.

Ein weiterer Vorteil: Die Seren gehen gleichzeit­ig in alle Länder. Hätte jedes Land für sich gekämpft, wäre dies nicht nur teurer geworden, sondern es hätte für die ärmeren und auch kleineren Staaten Verzögerun­gen bedeutet. Denn natürlich wäre es für die Pharmafirm­en lukrativer, zuerst die großen Märkte zu bedienen. Österreich stehen, ausgerechn­et nach dem Bevölkerun­gsanteil, zwei Prozent der Impfdosen, die in die EU gehen, zu.

Ob Europa aus diesem gemeinsam erzielten Erfolg etwas lernt, wird sich bei der nächsten Krise, die bestimmt kommt, zeigen.

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