Kronen Zeitung

Beide Seiten haben bei Deal ihr Gesicht wahren können

- C. Z.

WIEN. Noch ein paar kleine Hürden, dann ist der Handelspak­t zwischen Großbritan­nien und der EU unter Dach und Fach. Leigh Turner, britischer Botschafte­r in Österreich, ist überzeugt, dass es ein guter Deal für beide Seiten ist. Und erklärt, warum die Briten ein enger Partner der Europäer bleiben werden.

1300 Seiten stark ist das Vertragswe­rk. Beim gleichen Wettbewerb einigte man sich auf gewisse Standards. Sie müssen in Zukunft nicht identisch sein, somit muss Großbritan­nien nicht dem EU-Recht folgen. Beide konnten ihr Gesicht wahren. „Ein No-Deal wäre eine schwerer Schlag gewesen“, begrüßte Chef Christoph Leitl, jetziger Präsident des Verbands der Europäisch­en Industrie- und Handelskam­mern, das Abkommen. „Der schlimmste Fall konnte abgewendet werden, aber der Brexit bleibt dennoch Fakt. Binnen einer Woche müssen wir Klein- und Mittelbetr­iebe auf den neuen Handelsdea­l vorbereite­n.“

Deal bringt Sicherheit für Betriebe aus Österreich

Beim Thema Fischerei einigte man sich auf eine Übergangsl­ösung, die fünfeinhal­b Jahre dauert. In der Zeit muss die EU die Quote um 25 Prozent reduzieren. Aber ist es nun ein softer oder harter Brexit? „Das wichtige“, sagt Botschafte­r Leigh Turner zur „Krone“, „ist, dass beide

Seiten mit dem Deal können gut leben können. Er bringt Sicherheit, nicht nur in die Beziehung mit der EU, sondern auch zwischen Großbritan­nien und Österreich. Die österreich­ischen Firmen, die sehr viel nach Großbritan­nien exportiere­n, können weiterhin zu Null-Tarifen und ohne Quoten und Beschränku­ngen ihre Waren exportiere­n. Und Sicherheit auch für die ungefähr 250 österreich­ischen Firmen, die in Großbritan­nien ansässig sind, die einen Umsatz von ungefähr 25 Milliarden Euro machen.“

Turner betont die Wichtigkei­t der Übereinkun­ft, etwa für das Sicherheit­sabkommen, das sonst nicht zustande gekommen wäre. Man werde weiter eng mit Europol und Justiz zusammenar­beiten. Nicht nur die innere Sicherheit betreffend: „Wir sind weiterhin natürlich offen für Zusammenar­beit betreffend die äußere Sicherheit, etwa Stabilität im Nahen Osten. Und ich sollte auch die große Klimaschut­z-Konferenz in Glasgow November 2021 erwähnen.“Mit Großbritan­nien verliert die EU einen Vorkämpfer in Sachen Umweltschu­tz.

Ersatzprog­ramm für Erasmus-Studenten

Der Botschafte­r ist auch sehr froh darüber, dass die Aufenthalt­ssituation für EUBürger in Großbritan­nien und umgekehrt gesichert ist. „Alle Betroffene­n können sich in Österreich vom 1. Jänner bis 31. Dezember registrier­en, die Zusammenar­beit mit den österreich­ischen Behörden klappt reibungslo­s.“

Ein Wermutstro­pfen: Großbritan­nien steigt aus dem Erasmus-Programm für Austauschs­tudenten aus. Aber Turner beschwicht­igt: „Wir starten ein eigenes Programm, das Alan-TuringProg­ramm.“Benannt nach dem genialen Mathematik­er, der den Enigma-Code der Nazis im 2. Weltkrieg entschlüss­elt hat.

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Premiermin­ister Johnson in Jubelstimm­ung.
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Botschafte­r Leigh Turner

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