Frau Hofer
England hatte ihre Maggie, Deutschland die 101jährige Edith und Österreich hat Frau Hofer. Es war ein symbolträchtiger Augenblick, als der 84-jährigen Pensionistin am Sonntagmorgen die erste Teildosis des Corona-Impfstoffs verabreicht wurde. Wie sie dasaß in ihrem dunkelroten Ensemble, die Ärmel des linken Arms schon hochgekrempelt, bevor die Ärztin noch die Spritze aufgezogen hatte, das war schon bewegend. Ein kleiner Stich für Frau Hofer, aber ein gewaltiger Vorstoß im Kampf gegen die Pandemie.
Der ORF hatte den Startschuss zur EU-weiten Impfkampagne mit einer Sonder-„ZiB“inszeniert wie einst die Mondlandung. Ja, man kann kritisieren, dass die Regierung das für sich genutzt hat. In Deutschland trat Angela Merkel nicht auf, während sich zum Beispiel der tschechische Premierminister als Erster vor laufenden Kameras immunisieren ließ. Es sei ein „historischer Tag“, betonte Sebastian Kurz, nachdem Theresia Hofer einfach an ihm vorbeimarschiert war.
Ausgewählt wurde Österreichs erste Impfpatientin übrigens aus einer Datenbank für Hochrisikopatienten und eben nicht vom PR-Team der Regierung. Deshalb ist es lächerlich zu behaupten, sie wäre als Statistin für eine Show missbraucht und „vorgeführt“worden. Sonst würde sie jetzt wohl Interviews geben (müssen). Sie aber sitzt zu Hause im Marchfeld, glücklich, schon bald wieder ihre Kinder und Enkel und Urenkel umarmen zu können. Für ganz viele Großeltern war es wirklich ein historischer Tag.