Es bleibt schwierig
Das erste Jahr des türkisgrünen Experiments haben sich alle wohl anders vorgestellt. Kaum hatten die Vertreter der beiden Parteien das völlig realitätsfremde Mantra „das Beste aus beiden Welten“so verinnerlicht, dass sie es bei jeder Gelegenheit, und selbst ohne eine solche, wiederholten, hatte die Corona-Pandemie sämtliche Regierungsvorhaben ins Pandemie-Eck gedrängt.
Im kommenden Jahr wird es für die Koalition nicht einfacher werden, eher im Gegenteil. Denn wenn in einigen Monaten dank der Impfung die Gesundheitskrise hoffentlich überwunden ist, beginnen andere Schwierigkeiten. Dann geht es darum, die am Boden liegende Wirtschaft wieder hochzuziehen. Nach einem Minus in der Höhe von rund 7,5 Prozent, mit einem Schuldenberg von mehr als 350 Milliarden Euro und mit einer Rekord-Arbeitslosigkeit (zuletzt waren knapp 500.000 Personen ohne Job). Das Land wieder in erfolgreiche Bahnen zu lenken und den Aufschwung anzukurbeln wird noch wesentlich komplizierter und beschwerlicher werden, als alles zuzusperren. Der strenge Krisenmanager ist die leichtere Aufgabe als der kreative Erneuerer.
Es gibt dazu zwei Sichtweisen: Die eher pessimistische ist, dass ÖVP und Grüne ihre beiden unterschiedlichen Welten irgendwie zusammenraufen müssen, denn für beide gibt es, aufgrund des Zustandes der Opposition, derzeit keine Alternative, um zu regieren. Die optimistischere Variante lautet: Türkis und Grün können nun beweisen, was sie können.