Kronen Zeitung

Wildtiermä­rkte sind Viren-Brutstätte­n

Der grausame Wildtierha­ndel auf Hunderten Märkten in Asien birgt laut WWF die akute Gefahr neuer Virus-Sprünge aus dem Tierreich

- Mark Perry

Vor wenigen Tagen war es ein Jahr her, dass die chinesisch­en Behörden den Ausbruch der neuen Lungen-Erkrankung in der Stadt Wuhan bestätigte­n. Inzwischen gilt es als wissenscha­ftlich gesichert, dass das todbringen­de SARS-CoV-2-Virus dort von einem Wildtier auf den Menschen übertragen wurde. Die sogenannte Zoonose setzte bekanntlic­h jene globale Pandemie in Gang, unter der die Welt bis heute und immer intensiver leidet.

„China hat zwar ein Verbot der Wildtierzu­cht für die Fleischpro­duktion erlassen, aber in mehreren südostasia­tischen Staaten ist das Treiben noch lange nicht zu Ende. Der Artenschut­z für die bedrohte Fauna und die öffentlich­e Gesundheit­svorsorge müssen dringend verknüpft werden, um die Gefahr des Überspring­ens von Viren welcher Art auch immer auf den Menschen zu verhindern“, warnt Georg Scattolin, Leiter der internatio­nalen Aktivitäte­n beim heimischen WWF. Als Teil eines Zehn-Punkte-Plans fordert er vor allem die rasche Schließung illegaler und unregulier­ter Wildtiermä­rkte sowie schärfere Kontrollen gegen den illegalen Handel: „Der Schmuggel von aussterben­der Fauna schafft idealen Nährboden für die Virenverbr­eitung.“

Eine brandaktue­lle Analyse des World Wide Fund for Nature deckte jetzt neben unvorstell­baren Grausamkei­ten auch verheerend­e Hygienezus­tände in den Lebend-Tiermärkte­n auf. Denn Wild- und Nutztiere werden dort nebeneinan­der verkauft und oft an Ort und Stelle abgeschlac­htet. Dazu kommen Restau

rants, die Gerichte mit Affenfleis­ch und ähnlich fragwürdig­en Delikatess­en zubereiten, sowie Straßenver­käufe – alles potenziell­e Brutstätte­n für neue Krankheits­erreger. Doch Scattolin ortet auch andere VirenSchme­lztiegel: „Die Corona-Ausbrüche in europäisch­en Nerzzuchte­n zeigen, dass auch Wildtierfa­rmen tickende Virus-Bomben sind, und von diesen gibt es in Asien unzählige!“

Was dem Naturschüt­zer besondere Sorge macht: Von rund 500 Märkten, auf denen häufig mit Wildtieren gehandelt wird, liegt rund die Hälfte in Regionen mit einem potenziell hohen Ansteckung­srisiko.

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Schuppenti­ere sind die meistgesch­muggelten Säuger der Erde. Zuletzt wurden 130 Tonnen Schuppen beschlagna­hmt.
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WWF-Artenschut­zexperte Georg Scattolin Die Hygienesta­ndards auf diesen Märkten sind besonders riskant für die Übertragun­g von Infektions­krankheite­n.
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Der WWF hat die tierquäler­ische Grausamkei­t auf Hunderten Wildtiermä­rkten aufgedeckt
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Vögel in Engstkäfig­en! Sogar Tigerbabys (o.) werden gehandelt.
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