Wildtiermärkte sind Viren-Brutstätten
Der grausame Wildtierhandel auf Hunderten Märkten in Asien birgt laut WWF die akute Gefahr neuer Virus-Sprünge aus dem Tierreich
Vor wenigen Tagen war es ein Jahr her, dass die chinesischen Behörden den Ausbruch der neuen Lungen-Erkrankung in der Stadt Wuhan bestätigten. Inzwischen gilt es als wissenschaftlich gesichert, dass das todbringende SARS-CoV-2-Virus dort von einem Wildtier auf den Menschen übertragen wurde. Die sogenannte Zoonose setzte bekanntlich jene globale Pandemie in Gang, unter der die Welt bis heute und immer intensiver leidet.
„China hat zwar ein Verbot der Wildtierzucht für die Fleischproduktion erlassen, aber in mehreren südostasiatischen Staaten ist das Treiben noch lange nicht zu Ende. Der Artenschutz für die bedrohte Fauna und die öffentliche Gesundheitsvorsorge müssen dringend verknüpft werden, um die Gefahr des Überspringens von Viren welcher Art auch immer auf den Menschen zu verhindern“, warnt Georg Scattolin, Leiter der internationalen Aktivitäten beim heimischen WWF. Als Teil eines Zehn-Punkte-Plans fordert er vor allem die rasche Schließung illegaler und unregulierter Wildtiermärkte sowie schärfere Kontrollen gegen den illegalen Handel: „Der Schmuggel von aussterbender Fauna schafft idealen Nährboden für die Virenverbreitung.“
Eine brandaktuelle Analyse des World Wide Fund for Nature deckte jetzt neben unvorstellbaren Grausamkeiten auch verheerende Hygienezustände in den Lebend-Tiermärkten auf. Denn Wild- und Nutztiere werden dort nebeneinander verkauft und oft an Ort und Stelle abgeschlachtet. Dazu kommen Restau
rants, die Gerichte mit Affenfleisch und ähnlich fragwürdigen Delikatessen zubereiten, sowie Straßenverkäufe – alles potenzielle Brutstätten für neue Krankheitserreger. Doch Scattolin ortet auch andere VirenSchmelztiegel: „Die Corona-Ausbrüche in europäischen Nerzzuchten zeigen, dass auch Wildtierfarmen tickende Virus-Bomben sind, und von diesen gibt es in Asien unzählige!“
Was dem Naturschützer besondere Sorge macht: Von rund 500 Märkten, auf denen häufig mit Wildtieren gehandelt wird, liegt rund die Hälfte in Regionen mit einem potenziell hohen Ansteckungsrisiko.