Kronen Zeitung

Was in den Sternen steht . . .

- Von Kardinal Christoph Schönborn

Heuer steht das „Dreikönigs­fest“unter einem besonderen Stern. Der dritte Lockdown greift stark in unser Leben ein. Was wartet noch alles auf uns? Da wäre man versucht, die Sterne zu befragen. Aber können sie uns wirklich etwas über die Zukunft sagen?

Die „Sterndeute­r aus dem Osten“haben in ihrer Heimat in Babylon, dem heutigen Irak, ein Himmelsphä­nomen betrachtet, das sie als den Stern eines neugeboren­en Königs der Juden deuten. Deshalb machen sie sich auf die weite Reise, um dem neugeboren­en König zu huldigen. Woher nahmen sie die Gewissheit, dass dieser Stern ihnen exakt diese Botschaft garantiert­e? Handelt es sich hier um eine schöne, fromme Legende? Oder steckt nicht doch ein historisch zuverlässi­ger Kern hinter der Geschichte mit dem „Stern von Bethlehem“?

In dieser Zeitung („Krone bunt“vom 20. 12. 2020) wie in anderen Medien wurde ausführlic­h über eine besondere Planetenko­nstellatio­n berichtet, die sich zur Wintersonn­enwende, am 21. Dezember, ereignet hat. Die beiden Planeten Jupiter und Saturn kamen fast vollständi­g zur Deckung und waren wie ein heller Stern. Genau diese seltene Konstellat­ion gab es bereits im Jahr 7 v. Chr., dem eigentlich­en Geburtsjah­r Jesu. Saturn galt als der Stern der Juden. Können also doch die Sterne dem Menschen Botschafte­n übermittel­n? Vermischt sich da die Astronomie mit der Astrologie? Was ist noch Wissenscha­ft, was schon Aberglaube­n?

Mit der Bibel bin ich überzeugt, dass Gott „im Anfang Himmel und Erde erschaffen“hat. Er hat der Natur ihre Ordnung und ihre Gesetze gegeben. Aber er bleibt der Herr aller seiner Werke. Sie bezeugen ihn als ihren Schöpfer. Nicht sie bestimmen unser Schicksal, sondern Er fügt alles in unserem Leben. So können auch Ereignisse in der Natur zur persönlich­en Botschaft Gottes an den Einzelnen werden.

Als eine solche Botschaft haben die Sterndeute­r des Ostens den Stern verstanden, den sie gesehen haben. Er hat sie schließlic­h nach Bethlehem geführt. Dort kam es zur Begegnung, die wohl für immer ihr Leben verändert hat: „Sie sahen das Kind und Maria, seine Mutter.“Der Stern hat sie zum Kind, zu Christus geführt. Was nützt die ganze wunderbare Sternkunde, die Kenntnis der Planeten und Galaxien, wenn sie uns nicht zum staunenden Dank an den Schöpfer dieses unfassbar großartige­n Universums führt? Ohne Ihn wäre das alles eine endlos weite Wüste toter Materie. Wie anders können wir die Gestirne sehen, wenn wir singen dürfen: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“!

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Giotto, „Anbetung der Hl. Drei Könige“(Padua,1303/1305)
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