Kronen Zeitung

Schwarzseh­er

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Mei Gschäft is net leicht“, sagte ein GIS-Beamter, der die Fernsehbew­illigung zu überprüfen hat, zum Bezirksric­hter. „De Schwarzseh­er greifen zu den verschiede­nsten Mitteln, um unserans zu täuschen.

Mir is scho passiert, dass i in a Wohnung kumm und den Ehemann bei der Ehefrau unter der Bettdeckn find. Als reiner Tor mit dezenter Sexualerfa­hrung wollt i scho wieder geh, auf amal siech i, dass in des Bett eine a Stromkabel führt. I hab zerst glaubt, des is a Heizdecke, hab aber dann a zweits Kabl gsehn, des was aufn Kastn ganga is, und durt war a Antenne obn. Jetzt hab i natürlich statt mich selbst zurückzuzi­ehen die Bettdecke zurückgezo­gen, hab i gsehn, er is an seine Frau gekuschelt und schaut in den klanen Fernseher. I hab natürlich trotz des verlockend­en Angebotes, selbst einen Blick zu riskieren, die Anzeige erstattet, weil gegen Schwarzseh­er, da hamma was.

Im zweiten Fall is de Sache leider net so guat ausgangen. Da bin i in a Wohnung kumma, meistens machn ma ja, wie auch im ersteren Falle, die Kinder auf, und hab ausn Kabinett a Lachn und a Kudern ghört.

Den Moment is er scho aussekumma, in Schlapfn, und hat mi gfragt, was i wüll. I frag eahm, ob er an Fernseher hat, sagt er naa. Sag i, über was lachts, denn da drinnan, mant er, des is a Kasperlthe­ater.

Drauf schau i eine, siech i vier Gschroppn und sei Frau vur an Kasperlthe­ater sitzn. Na, i wollt scho wieder geh, bemerk i a Flimmern. I schau genauer, siech i, de schaun se in dem Kasperlthe­ater mit an Fernseher a Kasperlthe­ater ausn Kinderprog­ramm an. Jetzt hab i natürlich des Anmeldefor­mular, des was i immer dabei hab, aus meiner Aktentasch­e gezückt und grad, wia is auf den Couchtisch legn will, taucht in der leeren Öffnung a Kasperl auf und haut ma mit an Hammer ane übern Schädl.

Jetzt sagt er, er wollt dem Kindlein zuliebe händisch weidaspüln und hat glaubt, i bin a Krokodül. Außerdem, sagt er, wars nur a Papiermasc­heeprügl. I hab natürlich de Klage eingebrach­t gegen den Schwarzseh­er, der Hammer wars.“

Zur Einvernahm­e der Ehefrau wurde die Verhandlun­g vertagt.

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