Trump-Anhänger stürmen Kapitol
Schwere Unruhen rund um Parlament in Washington
WASHINGTON. In Washington eskalierte die Situation nach einem Auftritt von Donald Trump, bei dem der noch amtierende US-Präsident Tausende seiner protestierenden Fans vor dem Kapitol aufgefordert hatte, die Wahl von Joe Biden zu seinem Nachfolger nicht zu akzeptieren. Teilweise bewaffnete Demonstranten stürmten daraufhin das amerikanische Parlament. Das hatte es in Amerika so noch nie gegeben. Es war wie im Krieg.
Dort fand gerade die gemeinsame Sitzung von Repräsentantenhaus und Senat statt, in der die Wahl von Joe Biden offiziell bestätigt werden sollte. Donald Trump hat dessen Sieg aber bis zuletzt nicht anerkannt und noch vor dem Kapitol seinen Anhängern zugerufen: „Wir kämpfen weiter. Die Wahl wurde uns gestohlen. Wir werden niemals aufgeben.“
Entsprechend aufgeputscht war die Menge der Hardcore-Fans von Donald Trump. Der Präsident war kaum weg, als der Sturm auf das Kapitol begann. Die Polizei ging mit Tränengas vor, konnte aber nicht verhindern, dass Demonstranten das Parlamentsgebäude stürmten. Beamte im Inneren des Gebäudes zogen ihre Waffen. Auch Demonstranten waren bewaffnet. Es wurden Rohrbomben gefunden. Die Situation war brandgefährlich. Eine Person erlitt eine Schusswaffenverletzung. Der Chef der Polizei in der US-Hauptstadt, Robert Contee, sagte, es habe sich um „einen Zivilisten“gehandelt. US–Medien berichten, dass eine Frau durch einen Schuss in
die Brust lebensgefährlich verletzt worden sei. Eine vor dem Kapitol angeschossene Person ist gestorben, ob es sich um die Frau handle, war zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch unklar.
Während sich Joe Biden als designierter Präsident sofort an die Amerikaner wandte, wurde es sogar Trump zu heiß und er rief seine Anhänger auf, friedlich nach Hause zu gehen. Freilich nicht ohne ihnen nachzurufen: „Wir lieben euch!“
Das Weiße Haus musste in der Folge sogar die Nationalgarde alarmieren, die versuchte, die Unruhen unter Kontrolle zu bringen.
Vizepräsident versagt Trump die Gefolgschaft
Vizepräsident Mike Pence, der die Sitzung leitete, hatte Trump zuvor seine Gefolgschaft versagt. Der noch amtierende Präsident hatte seinen Stellvertreter ja aufgefordert, die Bestätigung des Wahlsieges von Joe Biden zu hintertreiben. Pence könne das tun, so Trump. Pence hatte schon im Vorfeld der Sitzung wissen lassen, dass er seine verfassungsmäßige Rolle wahrnehmen und den Sieg des Demokraten bestätigen lassen werde. Die Bestätigung von Bidens Wahl kann das freilich alles nicht verhindern, allerdings zeitlich verzögern. Gleichzeitig konnten die Demokraten von Joe Biden bei der Stichwahl zum Senat in Georgia beide Sitze gewinnen. Damit stellen sie nicht nur den Präsidenten, sie haben zumindest für die nächsten beiden Jahre auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat. Biden hat damit jede politische Freiheit.