Kronen Zeitung

So gefährlich ist die Corona-Mutation

Das Briten-Virus sorgt derzeit für große Sorge. Deutschlan­d verschärft die Maßnahmen. Ein Wiener Top-Mediziner erklärt das Phänomen.

- Eva Greil-Schähs

In Großbritan­nien werden bereits weit über die Hälfte der Krankheits­fälle der mutierten Form des Coronaviru­s zugeschrie­ben. Und diese breitet sich weiter aus. Laut Gesundheit­sminister Anschober konnte man sie mittlerwei­le in 32 Ländern nachweisen, darunter auch bei uns.

In Deutschlan­d wurde deshalb zuletzt, wie berichtet, der Kampf gegen die Ausbreitun­g weiter verschärft. So wird der Bewegungsr­adius von Menschen in besonders betroffene­n Regionen auf 15 Kilometer rund um den Wohnort limitiert. Eine Maßnahme, die es in Österreich nicht geben wird, auch weil sie de facto nicht überprüfba­r ist.

Dass Viren sich ständig verändern, sei keine Überraschu­ng, betont Dr. Andreas Bergthaler, Zentrum für Molekulare Medizin (CeMM), MedUni Wien: „Wir gehen seit der Ursprungss­equenz des Coronaviru­s von etwa 20 bis 35 Mutationen aus.“

Die zunächst aus dem Südosten Englands kommende Form mit dem Namen B 117 kennen Forscher bereits seit September. Kennzeichn­end für dieses „britische Mutationse­nsemble“sind 17 gemeinsam auftretend­e Veränderun­gen des Erbguts des SARS-CoV-2-Virus. Wissenscha­fter entdeckten dabei einen ungewöhnli­ch hohen Mutationsg­rad der SpikeProte­ine, mit denen der Erreger an die Zellen andockt. Die Ansteckung­sgefahr ist sehr hoch.

Variante könnte sich in Patient gebildet haben

Wie genau sich die Variante entwickelt­e, ist nicht geklärt. Laut Forschern dürfte sie sich wohl in einem chronisch kranken Menschen gebildet haben. Solche Patienten haben ein geschwächt­es

Immunsyste­m, was eine Infektion über längere Zeit hinzieht.

Was viele beunruhigt: Relativ junge Menschen stecken sich mit der Mutation an, unter den in Österreich entdeckten Infizierte­n fanden sich drei Kinder.

In Südengland kam es bislang vermehrt bei den 20- bis 40-Jährigen zu neuen Fällen. Österreich­ische Experten wollen sich darauf aber nicht festlegen, auch gebe es keine Hinweise auf einen unterschie­dlichen Krankheits­verlauf. Positiv stimmt ebenfalls, dass die Wirksamkei­t der Impfung laut Ärzten wahrschein­lich nicht durch B 117 beeinträch­tigt wird. Genauere Forschunge­n und Beobachtun­gen dazu müssen allerdings noch folgen.

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Gemeinsame „Gurgelstud­ie“von Universitä­ten und Ministeriu­m zur Häufigkeit aktiver Infektione­n an Schulen.
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